Überflieger für Fortgeschrittene

6 min lesen

Auf den ersten flüchtigen Blick ähnelt der Naia dem bekannten P10-Modell. Doch der neue Top-Dreher von Rega bietet weit mehr als Kosmetik: Analogtechnik an der Grenze des Machbaren und atemberaubend detailreichen Klang.

Marius Dittert

Test & Technik Plattenspieler mit System

Der Naia stellt wie alle Turntables von Rega einen Bruch mit gängigen Analog-Traditionen dar und verlangt Liebe zum Understatement.

Als der Autor jünger war, meinte er in Sachen Analogklang missionieren zu müssen. Ein Satz, der ihn besonders auf die Palme brachte, lautete in etwa so: „Ja, Platten sind toll, die knistern so schön atmosphärisch.“ Um Gottes Willen: nein! Darum ging es nun wirklich nicht. Auch nicht um den quasi sakralen Akt des LP-Auflegens. Es ging nur um Musik – und wie ungeheuer viel davon in einer Vinylrille stecken kann.

Plattenspieler von Rega Research erwiesen sich in diesem Kontext oft als die besten bezahlbaren „Beweismittel“ für HiFi-Fans mit intakten Ohren. Wo andere Dreher sumpften oder mit vermeintlichem Analogsound verführten, der oft nichts anderes als Eigenklang ist, tönten die Regas geradliniger und informativer.

Je höher man nun in der Rega-Hierarchie einsteigt, desto weniger verfälschenden Einfluss haben die puristischen Spieler aus der Grafschaft Essex, wie der Schreiber aus seinen langjährigen Erfahrungen mit den Modellen P3, P9 und P10 weiß. Die Kehrseite der Medaille: Einige Analogfans finden, dass die spartanischen Spieler aus Southend-on-Sea wegen ihres schlackenlos-dynamischen Klangs eher den Kopf als den Bauch ansprechen. Hinzu kommt: Je teurer ein Rega-Plattenspieler ist, desto weniger Material kann der Händler dem Käufer aushändigen. Wer also für 16.000 Euro den superpuristischen Naia mit dem Aphelion-2-MC-System erwirbt, sollte sich darüber klar sein, dass das edle Duo nur bedingt zum Angeben vor Bekannten geeignet ist, die nichts von analogem High End verstehen.

Der Naia stellt wie alle Turntables von Rega einen Bruch mit gängigen Analogtraditionen dar und verlangt ein gerütteltes Maß an Erfahrung und Liebe zum Understatement. Wer aber sein Frontend weniger als Altar denn als kompromissloses Ingenieursprodukt begreift, für den geht mit der Rega-Kombi Naia/Aphelion eine ungemein hell strahlende Sonne am Vinylfirmament auf, das sei an dieser Stelle bereits verraten.

Masse absorbiert Energie

Rega-Gründer Roy Gandy arbeitete in den frühen Siebzigern zunächst als Ingenieur bei der Ford Motor Company. Nebenberuflich baute und reparierte er Audio