Doppeltrioden-Menü

7 min lesen

Single-Ended-Amps mit parallel geschalteten 300Bs sieht man nicht alle Tage. Der Grund: Dieses Konzept ist schaltungstechnisch recht anspruchsvoll. Und wurde von Fezz Audio sogar mit Ringkern-Ausgangsübertragern realisiert! Roland Kraft

Machen wir uns nichts vor: Was die Kulttriode 300B angeht, wird gelogen, dass sich die Heizdrähte biegen. Der eine Marktschreier bescheinigt der berühmten Endröhre im Single-Ended-Betrieb 12 Watt, der andere lässt es bei deren zehn gut sein. Beide verschweigen, dass das Musikleistung bei 10 Prozent Klirr ist und dass solche Amps eine Röhre, die heute in Western-Electric-Neufertigung mit rund anderthalb Tausend Euro pro Paar berechnet wird, womöglich einen Millimeter unter ihren Maximaldaten zu Tode schinden. Nicht mal die immer wieder kolportierten 8 Watt sind wirklich korrekt, betrachtet man messtechnisch die Sinusleistung, sind es ohne Gegenkopplung eher nur bescheidene 5 Watt bei 3 Prozent Klirr.

Die Bäume wachsen also nicht in den Himmel. Was an einem 96-dB-Breitbänder mit leichter Pappmembran wunderbar funktionieren kann, geht an einer Zweiwege-Kompaktbox moderner Bauweise ganz schnell in den Null-Dynamik-Modus, sprich: alles ist gleich laut. Oder besser: gleich leise. Und das gilt natürlich auch für die zahlreichen chinesischen oder russischen Nachbauten der einstigen Western-Electric-Röhren-Ikone. Nachbauten, die inzwischen alles andere als schlecht und sogar in einem ausgemessenenVierersatz („Röhren-Quartett“) absolut bezahlbar sind.

Deutlich leistungsfähigere Großtrioden gab es früher viele, doch diese Röhren können in Bezug auf ihre Schaltungsumgebung allein schon aus sicherheitstechnischen Erwägungen kein Thema mehr für HiFi-Verstärker sein. In der mittleren (Trioden)Leistungsklasse finden wir dann Verstärker mit wuchtigen Röhren vom Typ 211 oder 845 auf dem Markt, Röhren mit deutlich mehr Power als die 300B, aber leider längst nicht mit deren Linearität.

Im Kennlinienverlauf ist die alte US-Triode nämlich ein Traum für Niederfrequenz-Verstärker, wäre da nicht die geringe Leistung. Eine mögliche Lösung des Problems ist dann Push-Pull-Betrieb. Oder, wenn man beim Single-Ended-Klang ohne Übernahmeverzerrungen bleiben möchte, die Eintakt-Parallelschaltung. Das Ergebnis: doppelte Leistung, halber Innenwiderstand. Der Nachteil: Eigentlich „erzeugt“ man damit eine neue, andere Endröhre, die unter völlig anderen Betriebsbedingungen läuft. Außerdem ist die Sache tückisch: Mit simpler Parallelschaltung von Anoden, Gittern und Kathode (bei der di