Ein erstaunlicher Schritt nach vorn

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Die hessischen Lautsprecherspezialisten von Canton bauen schon seit Jahren hervorragende Schallwandler. Wenn überhaupt etwas fehlte, dann war es ein gewisser audiophiler Touch. Den bietet jetzt die neue Reference 1. Marius Dittert

Spätestens seit der gleichnamigen Messe ist der Begriff „High-End“ Audio-Freunden hierzulande ein Begriff. Sie fand 1982 das erste Mal statt und darf durchaus als ein Versuch gewertet werden, sich über das „Erlebnis Musikwiedergabe“ von der klassischen, allzu sehr auf Technik fixierten HiFi-Szene abzusetzen. Diese beschäftigte sich damals oft mehr mit der DIN-Norm als mit dem menschlichen Ohr.

In der Folge entstanden nicht nur eine High-End-Szene, sondern auch High-End-Publikationen (AUDIO und stereoplay gehörten im engeren Sinne nicht dazu). Und in diesen Magazinen schmöckerte seinerzeit auch der Autor. „High-End“ – das war damals etwas Exotisches und am besten aus den USA oder dem Vereinigten Königreich. Canton war es nicht.

Dass der Schreiber in den frühen Neunzigern noch jung und sehr unwissend war, sollte er nach seinem (ersten) Einstieg bei der stereoplay 1995 schnell bemerken. Doch, wenn er ganz ehrlich ist, verweilte Canton immer ein wenig in der „Normalo-Schublade“. In der bestmöglichen Schublade sollte man vielleicht hinzufügen, denn die Produkte aus dem Taunus sind schon seit langer Zeit schnörkellos sauber konstruiert und auch für kritische Tester eine „sichere Bank“.

Wenn der Schreiber neben den zu Recht hoch veranschlagten, „klassischen Canton-Tugenden“ (tonale Ehrlichkeit, hohe Belastbarkeit, Breitbandigkeit und Auflösung) etwas vermisst hatte, dann war es vielleicht ein Mehr an samtiger Zartheit, an hochdifferenziertem Feingeist. Cantons Technical Director, Frank Göbl, weiß selbstredend darum, deshalb hat er mit seinem Team zwei Jahre intensive Arbeit in das Projekt „Reference 2023“ investiert. Um ihre ambitionierten Entwicklungsziele zu erreichen, mussten die Hessen nicht nur viel experimentieren, sondern gleich auch diverse Werkzeuge neu herstellen lassen.

Neuer Korpus ohne Kanten

Im Zentrum der umfangreichen Verbesserungsmaßnahmen für das 20 000 Euro teure und 81 Kilogramm schwere Topmodell aus Cantons bester Serie standen vor allem zwei Themen: das Gehäuse und das Membranmaterial.

Fangen wir mit dem akustisch optimierten, nach allen Seiten gerundeten Kabinett an, das eine kantenlose Verbindung zwischen Schallwand, Rückwand und Seitenwänden gewährleistet: Die drei 219 Millimeter durchmessend