Wharfedale schreitet weiter in seiner Heritage-Serie voran. Die kleine Linton hat sich zum Superseller entwickelt. Nun naht die Dovedale – wieder ein Griff in die legendäre Ästhetik, aber mit hochmodernen Mitteln. Ein Oldie? Nicht wirklich. Sicher aber ein Goldie.
■ Von Andreas Günther
Lautsprecher › KOMPAKTBOXEN
Der große Peter Comeau gönnt sich einen Moment der Sentimentalität. Peter ist seit Jahrzehnten das Oberhaupt in der Lautsprecherentwicklung bei Wharfedale, er beherrscht mit seinem Wissen faktisch die IAG Group, also auch Marken wie Mission eingeschlossen. „Director of Acoustics“ ist ein passgenauer Ehrenname für den weißhaarigen Briten. In seiner Jugend ist er dem Lautsprecherbau verfallen – gerade durch die Dovedale, die jetzt durch Wharfedale wiederbelebt wird, als Flaggschiff in der Heritage-Serie. Peter Comeau ließ sie sich in den 1970er-Jahren nicht im Stück liefern, sondern als Bausatz. Das war noch ein Geschäftsmodell für Wharfedale, heute undenkbar. Natürlich hat Peter gebastelt, verfeinert und insbesondere ein eigenes Gehäuse gezimmert. Wir können also sicher davon ausgehen, dass der Altmeister diesen Lautsprecher von allen Winkeln und allen Entwicklungen durch die Zeit kennt.
Nun die Wiederkehr. Natürlich huldigt Comeau der Tradition, aber er legt Hand an. So ist die aktuelle Dovedale „a bit bigger“. Offiziell wird sie als Kompaktlautsprecher geführt. Was aber nicht wirklich stimmt. Das ist ein großformatiger Dreiwegler, der im Set mit den passgenauen Ständern geliefert wird, also eher eine Standbox. Clever dreht Wharfedale auch die Preisschraube. Wir sind im Setpreis bei 6500 Euro. Das soll klar das Maximum der Heritage-Serie abstecken. Der Superseller, die Linton, liegt im Vergleich bei 1250 Euro plus die Ständer mit 400 Euro extra. Ein Fetisch seit dem Erscheinen, die deutsche IAD GmbH kann sich vor Aufträgen kaum retten.
Hat die Dovedale das Potenzial zum ultimativen Upgrade? Die Formsprache ist ähnlich, aber hier stehen 18 Kilogramm mächtigen 26 Kilogramm gegenüber. Der Geruch nach alten Zeiten ist aber identisch. Das sieht genau so aus wie ein Dreiwegler aus unserer Jugend, was natürlich gewollt ist. Das Walnuss-Furnier funktioniert auch in heutigen Wohnräumen und hat den Charme der alten Tage. Aber mit den schwarzen Ständern wird ein Modeartikel im Industrial Design daraus. Gleich die Frage an Peter Comeau: Sollen wir mit oder ohne die Frontbespannung hören? „
