DINO DE LUXE

4 min lesen

Der Transistor-Verstärker Luxman L550AX Mark II erscheint manchem Fortschrittsjünger wie ein Dinosaurier: keinerlei Digitaleingänge, stromzehrende Class-A-Endstufen, altmodische Zeigerinstrumente. Eine aussterbende Spezies? Vielleicht. Doch unendlich faszinierend.

■ Von Lothar Brandt

Hektische Modellwechsel oder das würdelose Hinterherhecheln nach Trends war noch nie ihr Ding. Die 1925 gegründete Firma Luxman setzte von Beginn an vor allem auf evolutionäre Entwicklung und langzeittaugliche, den Wettbewerb souverän überstrahlende Produkte (siehe auch AUDIO 12/2020). Die schöne Tradition griff die heute in Yokohama residierende Company nach einem zwischenzeitlichen Absturz in die Massenfertigung glücklicherweise ab 2009 wieder auf. Seither ergötzen die HiFi-Fans auch wieder noble Röhren- oder transistorbestückte Vollverstärker mit dem feisten, aber dezent geprägten „L“ auf der Front. Und „Made in Japan“ mit Stolz auf der Rückseite.

Wie etwa beim 2011 eingeführten L-550AX, der schon rein äußerlich als typischer Luxman auftrat. Klassisches Design mit symmetrisch angeordneten, großen, gelb leuchtenden VU-Metern sowie Eingangswahlschalter und Lautstärkesteller, dazu dezente Drehknöpfe und Drucktaster. Jetzt kommt mit dem Mark II sein Nachfolger. Doch es könnte der letzte seiner Art sein. Denn es hat den Anschein, als ließe die Luxman Corporation die Spezies der reinen Class-A-Verstärker mit dem L-550AX Mark II aussterben. Ehrensache für AUDIO, den vermeintlichen Dinosaurier zum Nachweis seiner Lebenstüchtigkeit zu bitten.

OHNE MODERNES RÜST- UND SPIELZEUG

Der rund 7000 Euro teure Nachfolger ist und bleibt ein Transistor-Vollverstärker, ein analoger Vollverstärker. Heute oft als überlebenswichtig apostrophierte Evolutionsmerkmale wie ein Digital-Analog-Wandler, Internetanschluss, Bluetooth oder gar eine Bedien-App: Fehlanzeige. Für den Autor bedeutet dieses Fehlen modernen Rüst- und Spielzeugs jedoch keinen wirklichen Makel. Denn die meisten genannten neuzeitlichen Ausstattungen können genauso gut, wenn nicht gar besser bei den entsprechenden Quell-

geräten unterkommen.

Ein verstärkertypisches Experimentierfeld der Evolution sind dagegen die Schaltungen und ihre Versorgungen. Längst haben sich energieeffiziente Schaltnetzteile und stromsparende Class-D-Endstufen auch im High End eingenistet. Der Luxman L-550AX MKII zeigt sich mit kapitalem (und verlustbehaftetem) Linear-Netzteil samt wuchtigem Transformator und kapazitätsstrotzenden Glätt- und Siebkondensatoren als Vertreter der alten Schule. Und das Hauptmerkmal seiner Endstufenschaltung, die sogenannte Class A, dürfte manc