STARKER SPARTANER

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Wer mächtig von einem Lautsprecher gepackt werden will – braucht Geld. Dem widerspricht die neue JBL-Stage-Serie. Schon die kleine Standbox A170 bietet bei kleinem Preis erstaun-

lichen Push. ■ Von Andreas Günther

Früher knabberte JBL mächtig an unserer Brieftasche. Mittlerweile haben sich die Spielregeln geändert, dramatisch sogar. Die Hintergründe sind schnell erzählt: JBL gehört nun über den Harman-Konzern zu Samsung. Da gibt es zwar immer noch die US-amerikanische Hoheit in der Entwicklung und in den alten audiophilen Werten. Doch das gesammelte Wissen wird auch nach unten transformiert, um neue Käuferschichten zu gewinnen.

Die Botschaft wurde verstanden, JBL erwirtschaftet Millionen im Bereich der kleinen Bluetooth-Stand-alone-Boxen. Das ist inzwischen das Kerngeschäft, dazu kommen noch deutliche Einnahmen bei Kopfhörern, vornehmlich ohne Kabel als In-Ear. Bemerkenswert ist auch, dass wir die neue Stage-Serie auf der offiziellen Homepage ein wenig suchen müssen. Die ist zwar vornehmlich für den schnellen Direktverkauf bestimmt, man muss sich aber in die Tiefe klicken.

Das klassische Lautsprechergeschäft haben die Harman-Firmenstrategen dabei nie aus den Augen verloren. Man gönnt sich unter „Harman Luxury Audio“ Edelmarken wie beispielsweise Revel, doch JBL wurde in der Philosophie des Hauses eher für gut-günstige Lautsprecher aufgestellt. Bis zur Schmerzgrenze. Ein Duo an ehrlichen Standlautsprechern für 660 Euro? Das scheint schwierig. Dennoch wagt JBL den Schritt mit der brandneuen „Stage“-Serie. Die A170 haben wir im Pärchen in unseren Hörraum geordert. Das ist die kleinste Standbox, darüber gibt es noch eine A180 und eine A190. Doch auch bei diesen bleiben wir unter 1000 Euro.

Da müssen keine Zauberkräfte am Werk sein. Es ist eher eine perfekt ratternde Maschine auf globalem Niveau. Die Chassis werden in Fernost hergestellt, ebenso die Gehäuse und die Endmontage; in den USA dürfen die alteingesessenen Ingenieure tüfteln. Die Stage-Serie wurde multifunktional erdacht. Natürlich für den Stereomarkt, aber mit wenig Geld könnten wir hier auch ein fettes Heimkino-Set zusammenstellen, Center und Subwoofer inklusive.

Interessiert uns aber nicht. Wir wollen der kleinsten Standbox auf den Zahn fühlen. Zuerst müssen wir über das Finish reden. Das ist geradlinig, aber weit ab von jedwedem Edelstoff. Einfaches Holz mit Folie. Die gibt es wahlweise in Schwarz oder einem roten Holzton. Damit kann man weder eine Ehefrau faszinieren noch als Single sich den optischen Auftritt im Wohnzimmer schön reden. Das sind Spartaner.

EIN PENG