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Klipsch kann seine große Klangphilosophie auch in ein kleines Gehäuse packen: Die RP-500M II feuert erstaunliche Energie auf den Hörplatz. Und wir werden nicht arm.

■ Von Andreas Günther

Auf der High End in München hatte Klipsch das ganz große Gedeck aufgefahren. Die „Jubilee“ tönte erstmals in Deutschland, die Plätze im Vorführraum waren regelrecht umkämpft. Wir reden hier über 185 Kilogramm pro Lautsprecher und einen Preis von 50 000 Euro für das Paar. Interessanterweise ein Zweiwegler, aber so alles andere als wohnraumtauglich. Selbst unser Hörraum wäre für diese Giganten etwas zu eng bemessen. Wir bleiben also auf dem Boden und testen einen kleineren Zweiwegler von Klipsch – der aber mit den gleichen Klangidealen spielt wie das große Jubiläumsmodell. Auch hier spürt man die Ansprüche des legendären Firmengründers Paul W. Klipsch und ein mächtiges Fazit aus 75 Jahren Historie.

Der Name: RP-500M II – und natürlich muss es wieder ein Horn sein. Das spielt in der Höhe auf, mit einer Ein-Zoll-Titankalotte im Zentrum. Natürlich ein Eigenprodukt aus dem Hause Klipsch, aufwendig konstruiert mit einem Dämpfungselement gleich hinter der Membran. Dazu noch ein Phase-Plug auf der Vorderseite. Das können andere Hersteller auch. Der tiefere Clou liegt in der Hornkonstruktion, die den Wandler einbettet. Es beginnt mit einer Rundung, die aber gebrochen wird zu einem Quadrat und in einem Silikonmix mit 90 mal 90 Grad endet. Bewusst mischt Klipsch hier mehrere Materialien. Zuerst das Titan der schwingenden Membran, dann harter Kunststoff, ein eingelassener Ring aus massivem Kupfer, schlussendlich das Silikon. Alles natürlich kein Zufall oder gar Beliebigkeit, sondern in Computersimulationen erforscht und in langen Hörsitzungen bestätigt.

Erstaunlich tief liegt die Übergabefrequenz zum Tief/Mitteltöner – bei 1500 Hertz. Was bedeutet, dass Klipsch seiner Hochhorn-Konstruktion einiges abverlangt, das geht weit in den Mitteltonbereich hinein. Umgekehrt gewinnt man als Hörer über ein weites Spektrum die typische Richtwirkung der Hörner. Das ist gewollt und hörbares Markenzeichen.

Der tiefere Tonproduzent folgt auch äußerlich dem Designkern von Klipsch – es schimmert wie rot-goldenes Metall. Klipsch nennt es „Cerametallic“ – ein Verbundwerkstoff aus Keramik und eben einer hauchdünnen Kupferschicht. Die wird tatsächlich gegossen und dann auf Maß gedreht, was auch die charaktervollen Oberflächenspuren erklärt. Wer in die Box hineinschaut, sieht eine überaus große Schwingspule. Dazu muss man verstehen, dass Klipsch selten in die Lego-Kiste gr