Psychologie und harte Fakten

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Harald Rotter Chefredakteur

Sind Dividenden die neuen Zinsen?“, wurde während der Niedrigzinsphase immer wieder gefragt. Und heute: „Ist eine Dividendenstrategie trotz hoher Zinsen noch sinnvoll?“ NEIN und JA lauten die kurzen Antworten. Und in der Langfassung?

Zinsen erhält man obendrauf, wenn man der Bank Geld überlässt. Die Dividende dagegen ist die Ausschüttung eines Teils des Gewinns eines Unternehmens, in das man sich zuvor über sein Aktieninvestment eingekauft hat. Der Anteilswert verringert sich nach der Ausschüttung um den Betrag der Dividende. Deshalb sind Anleger nach der Ausschüttung auch nicht bereit, den ursprünglichen Preis für die Aktie zu zahlen. Das führt an der Börse zum sogenannten Dividendenabschlag. Also nein, Dividenden sind keine Zinsen. Dividenden sind zunächst mal ein „linke Tasche, rechte Tasche“-Spiel. Doch dann kommt häufig wie so oft an der Börse Psychologie ins Spiel. Durch den Dividendenabschlag erscheint die Aktie auf dem Kurszettel optisch günstiger. Das „verleitet“ Anleger dazu, die Aktie zu kaufen. Je nach Nachrichtenlage und dem allgemeinen Börsenumfeld kann es sein, dass die Aktie den Dividendenabschlag schon wenige Tage nach der Ausschüttung wieder wettgemacht hat. Dann gab es die Dividende tatsächlich obendrauf. Am Ende kommt es für den Anleger immer auf die Gesamtrendite an. Im Moment erhält man für zwölf Monate fest angelegtes Geld ca. 3,5 % Zinsen. Die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen liegt bei 2,4 %, die entsprechender US-Anleihen bei 4,2 %. Die im MSCI Europe enthaltenen deutschen Unternehmen kamen 2023 auf eine Dividendenrendite (also die ausgeschüttete Dividende in Relation zum Aktienkurs) von durchschnittlich 3,3 %. Hinzu kamen noch Kursgewinne. Der DAX-Kursindex (ohne Einbezug der ausgeschütteten Dividenden) beispi