Eine Sünde wert

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ANTIZYKLISCHE STRATEGIE Das Kurspotenzial von Comeback-Kandidaten kann enorm sein. Wir stellen drei Unternehmen vor, die das Zeug haben, nach einer Serie von Enttäuschungen wieder für Euphorie unter Börsianern zu sorgen.

„Sei ängstlich, wenn andere gierig sind, und sei gierig, wenn andere ängstlich sind“ ist eines der bekanntesten Bonmots der Börsenlegende Warren Buffett. Dieser antizyklische Ansatz kann auch übertragen werden auf an der Börse ehemals beliebte Unternehmen, deren Aktienkurse tief gefallen sind, sogenannte Fallen Angels.

Das richtige Timing

Die Gründe für den Absturz der Notierungen können vielfältig sein. Wiederholt enttäuschte Gewinnerwartungen gehören dazu. Diese gehen häufig einher mit einem konjunkturellen Abschwung in den adressierten Zielmärkten. Oder die Folge eines in die Jahre gekommenen Geschäftsmodells, das kein Wachstum mehr abwirft und neu definiert werden muss. Für risikobereite Anleger bieten Fallen Angels den spekulativen Kick einzusteigen, solange der Markt das mögliche Erholungspotenzial noch nicht erkannt hat. Doch das Timing ist schwierig. Wächst der Gewinn wieder über mehrere Quartale stärker als der Umsatz, ist das ein Anzeichen dafür, dass es operativ wieder läuft. Beim KGV wie auch beim Verhältnis des Unternehmenswerts zum EBITDA schneiden europäische Aktien übrigens zurzeit häufig günstiger ab als ihre US-Pendants. Um die bestmögliche Rendite mit Comeback-Kandidaten zu erzielen, empfiehlt es sich, die Positionen schrittweise auszubauen. Verfestigt sich der Aufwärtstrend bei den Geschäftszahlen oder der Auftragslage, kann nachgekauft werden. In jedem Fall erfordert antizyklisches Handeln vom Anleger aber eine gehörige Portion Mut.

Neuaufstellung bei Conti

Zu den prominentesten antizyklischen Investments im deutschen Leitindex DAX zählt Continental. Seit mehr als fünf Jahren stellt sich der Autozulieferer und Reifenhersteller neu auf. Im September 2021 wurde die Antriebsparte Vitesco (ISIN DE000VTSC017) an die Börse gebracht. Nach einem Stotterstart hat die Vitesco-Aktie seit März 2022 um rund 150 % zugelegt. Mit dem neuen Fokus auf Elektroantrieben avancierte Vitesco schnell zum Übernahmeobjekt. Die im Oktober 2023 vom Autozulieferer Schaeffler (ISN DE000SHA0159) angekündigte Akquisition von Vitesco soll auf den Hauptversammlungen beider Firmen Ende April beschlossen werden.

Als weiterer Spin-off-Kandidat gilt die Sparte ContiTech mit ihren Dichtungen und Schläuchen. Der Hersteller von Kautschuk- und Kunststoffprodukten trug im dritten Quartal 2023 mit 1,7 Mrd. Euro rund 17 % des Konzernumsatzes bei. Auch Teile der Automotive-Sparte, die rund die Hälfte am Gesamtumsatz stellt, sollen möglicherweise zum Verkauf stehen.

Die Reifensparte fährt mit einer Gewinnmarge von 13 % weiter auf der Überholspur. Nachdem Conti hier immer stärker auf das Premium-P