Take your chairs

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PORTRÄT

CHAIR AIRLINES Im Wet tbewerb mit Swiss, Edelweiss und anderen von Zürich aus operierenden Fluggesellschaf ten behauptet sich die kleine Chair Airlines ganz ansprechend. Wer ist dieser Carrier, der nicht nur rosige Zeiten erlebt hat? Und wohin soll die Reise gehen?

Chair Airlines setzt auf Airbus und betreibt unter anderem drei A320ceo

Am Anfang war der Stuhl, englisch „chair“. Was dieses Wort im Zusammenhang mit Chair Airlines wohl bedeuten sollte? Dass die Zürcher Agentur Branders als Erfinderin dieses Namens damit auch die Sitze in der Kabine eines Verkehrsflugzeugs im Auge hatte, mag einleuchten. Nur: Sitze sind – das weiß jedes Kind – in den allermeisten Flugzeugen eingebaut, die kommerziell unterwegs sind. Und ob sich damit mit Französisch sprechenden Fluggästen, die des Englischen nicht mächtig sind, ein gutes Geschäft machen lässt, ist zweifelhaft, bedeutet „Chair“ in der Sprache Molières doch so viel wie „Fleisch“. Außerdem ist die Aussprache identisch mit jener des Wortes „cher“ („teuer“).

Viel wichtiger ist denn wohl eine andere Auslegung dieser Buchstabenfolge, zumal „Ch“ in Rot und „air“ in Blau gehalten sind: Rot auf weißem Hintergrund soll die Swissness, blau ein wichtiges Standbein der Airline, nämlich Warmwasserziele, darstellen. Wer einen Blick auf das Heck der Chair-Flugzeuge wirft, fühlt sich darin bestätigt: Am Leitwerk taucht das Rot großflächig mit einem darin eingelassenen, weißen Schweizer Kreuz wieder auf, während im hinteren Teil des Rumpfes eine große, stilisierte Welle prangt.

Bewegte Vergangenheit

Die Entstehungsgeschichte von Chair Airlines hört sich allerdings wesentlich nüchterner an. Im Jahr 2014 gründete die damalige deutsche Ferien- und Charterfluggesellschaft Germania im zürcherischen Glattbrugg eine Tochter namens Germania Flug AG, an der sie mit 40 Prozent der Aktien beteiligt war. Die restlichen 60 Prozent lagen bei Schweizer Investoren. Die Flug AG bediente ab März 2015 für den Schweizer Reisekonzern Hotelplan Suisse von Zürich aus mit zwei A319 mit je 150 Sitzplätzen und einer sehr dicht bestuhlten A321 (215 Sitzplätze) rund ein Dutzend Badeferienziele in Europa und Nordafrika. Darüber hinaus bot die Airline im Auftrag des Reiseanbieters Air Prishtina Flüge in die alte Heimat kosovarischer und mazedonischer Migrantinnen und Migranten an.

Ende 2018 zogen jedoch dunkle Wolken am Himmel auf: Germania geriet in finanzielle Schwierigkeiten und musste schließlich Insolvenz anmelden, nachdem Gespräche mit potenziellen Investoren ergebnislos verlaufen waren. Der Flugbetrieb musste eingestellt werden, rund 1100 Mitarbeitende erhielten im Januar des Folgejahres keinen Lohn mehr. Die Schweizer Schwester Germania Flug AG hatte eine eigene Betriebserlaubnis und war daher von der Insolvenz ihrer Anteilseignerin nicht betrof