Der erste Diener seines Staates

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4. Folge

Die Hohenzollern - Aufstieg und Fall einer deutschen Dynastie

Auch Friedrich der Große ist nicht als „Alter Fritz“ auf die Welt gekommen, sondern einmal ein bildschöner Jüngling gewesen – und wenn ihm auch heute homosexuelle Neigungen nachsagt werden, so war er doch zumindest zweimal in seinem Leben von ganzem Herzen in Frauen verliebt: In die Gräfin Anna von Orzelska, illegitime Tochter August des Starken und in die Tänzerin Barbarina Campanini. Friedrich wird als Sohn des „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelms I., und dessen Gemahlin Sophie Dorothea geboren. Seine Mutter, zu ihrer Zeit eine der schönsten, belesensten und kunstsinnigsten Frauen Europas, ist der musische Gegensatz zu dem sehr strengen Vater. Zu ihr fühlt sich das empfindsame Kind und später der junge Friedrich hingezogen. Von ihr weiß er sich in seiner Liebe zur Dichtung und Musik ebenso verstanden wie von seiner älteren Schwester Wilhelmine, die er über alles liebt

König Friedrich II.

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Friedrich Wilhelm I., kennt im Umgang mit seinem sensiblen Sohn kein Pardon

Sein Vater bringt den Interessen seines Sohnes keinerlei Verständnis entgegen und er lässt ihn asketisch und mit militärischer Strenge erziehen. Friedrich wird bespitzelt, seine französischen Bücher beschlagnahmt und die eleganten Kleider verbrannt. Die Mutter versucht zu vermitteln, indem sie die beiden Streitenden auf eine gemeinsame Reise nach Dresden schickt. Dieses, eigentlich der Versöhnung dienende Unternehmen, wird jedoch zu einem Fiasko. Während der Kronprinz sichtlich von dem lebenslustigen und galanten Hof August des Starken beeindruckt ist und mit dessen Tochter, der Gräfin Anna Orzelska, die erste zarte Liebe erlebt, zeigt sich der strenge Preußenkönig deutlich von dem sächsischen „Lotterleben“ entsetzt. Abreisen will er, und das so schnell wie möglich.

Der Vater verprügelt ihn vor dem Hofstaat

Als es der verliebte Friedrich wagt, sich seinem Vater zu widersetzen, zerrt ihn dieser an den Haaren vor die versammelte Hofgesellschaft, bearbeitet ihn dabei mit einem K nüppel und zwingt ihn, nach Berlin zurückzukehren. Der sensible, gerade achtzehnjährige Kronprinz ist verzweifelt. Und es ist nicht der letzte Streit, den er mit seinem Vater auszufechten hat. Wenig später geraten sie abermals aneinander. Diesmal geht es um militärische Dinge, die Friedrich aus tiefster Seele verachtet. Und wieder geht der König zu weit und prügelt seinen Sohn vor den Augen aller Anwesenden kräftig durch. Diese Schmach kann und will der Kronprinz nicht länger ertragen, und daher ist er nunmehr fest entschlossen zu f liehen. Gemeinsam mit seinem Freund Hans Hermann von Katte hat er einen Fluchtplan entwickelt. Nach England soll es gehen, an den Hof seines