Sein bester Freund ließ ihn fallen

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Geschichten aus vergangenen Zeiten

Paul von Thurn und Taxis

Ein Kahn gleitet über den Alpsee. Hell leuchtend und von einem Schwan gezogen, nähert er sich dem bayerischen König am Ufer. Ludwig II. (1845-1886) erblickt im Nachen den Ritter Lohengrin, der aus mystischer Nacht heranschwimmt …

Doch es ist alles nur Show. Der Kahn ist elektrisch beleuchtet und wird von einem Drahtseil unter Wasser bewegt. Nachgestellt wird eine Szene aus der Oper „Lohengrin“ von Richard Wagner (1813- 1883), den der Monarch abgöttisch verehrt.

Der Ritter aber ist in Wahrheit Paul von Thurn und Taxis, der 1865, zu Ludwigs 20. Geburtstag, die Fantasien des Königs bedient. Paul, der 1843 ins Leben trat, kam 1863 an den Münchener Hof.

Im selben Jahr stieg er zum Flügeladjutanten (persönlichen Assistenten) des Prinzen Ludwig auf, der 1864, mit nur 18 Jahren, die Krone erbte.

Die Männer mochten sich auf Anhieb. Sie waren beide Schwärmer, die zu tiefen Gefühlen fähig waren. Paul und der König schrieben sich leidenschaftliche Briefe, der „heiß geliebte Ludwig“ spazierte mit seinem Freund „froh Arm in Arm“.

War ihre Beziehung rein platonisch? Das ist schwer zu sagen. Im 19. Jahrhundert waren Küsse, Umarmungen und Liebesbekundungen unter Männern durchaus üblich. Paul und Ludwig bildeten da keine Ausnahme.

Doch plötzlich, von einem Tag auf den anderen, war alles vorbei!

Schon mit 18 Jahren besteigt Ludwig den Thron

Paul wird zum Opfer einer Hof-Intrige

Der „Märchenkönig“ ist ein Mann der Extreme, auch in seinen Beziehungen

Im November 1866 enthob Ludwig den Freund seiner Stellung. Paul von Thurn und Taxis konnte seinen Sturz nicht begreifen. War der König verstimmt, weil er sich in die Schauspielerin Elise Kreuzer (1845-1936) verliebt hatte?

Die Münchener Gesellschaft rümpfte jedenfalls die Nase.

Doch das Drama war wohl dunkler und verworrener. Paul hatte dem König als Zuträger gedient. Er überbrachte dem Komponisten Richard Wagner, den Ludwig abgöttisch verehrte, Nachrichten in die Schweiz. In Tribschen, wo der Musiker zeitweise lebte, entdeckte von Thurn und Taxis eine erschütternde Wahrheit: Wagner lebte im Konkubinat mi

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