Elisa beth Selbert

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Diese Frauen wollten die Welt verändern

Eine Serie von Antje Windgassen

Frauen haben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehr Rechte als jemals zuvor – sie dürfen studieren und wählen. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs übernehmen sie die Aufgaben der Männer, die an der Front kämpfen – ihre Arbeitsplätze, die Waffenproduktion, in der Militärverwaltung und im Sanitätsdienst.

Nach Kriegsende, als Deutschland zerstört ist, stehen die Frauen erneut „ihren Mann“. Als Trümmerfrauen, als Organisatorinnen der Versorgung, in Erziehungs- und Bildungswesen, in der Fürsorge und Wohlfahrt. Doch dann geht das alte Spiel von vorne los: Die Männer kehren zurück, und für deutsche Frauen geziemt es sich wieder, Hausfrau und Mutter zu sein.

Eine die entschieden dagegenhält, ist Elisabeth Selbert. Sie ist Ehefrau, Mutter zweier Kinder, hat mit Unterstützung ihres Ehemanns Adam Selbert ein Jurastudium absolviert und – als eine der ersten Frauen Deutschlands – 1930 promoviert. Als die Nazis 1933 an die Macht kommen, beginnt für die sozialdemokratische Familie eine harte Zeit. Adam Selbert, inzwischen stellvertretender Bürgermeister, wird seines Amtes enthoben, verhaftet und ins KZ gesteckt.

Elisabeth soll an der Verfassung mitarbeiten

Nach seiner Entlassung ist er ein kranker Mann, erhält Berufsverbot und wird von der Gestapo überwacht. Elisabeth ernährt die Familie bis zum Kriegsende als Anwältin. 1948 erhält Elisabeth den Auftrag, an der neuen Verfassung der Bundesrepublik Deutschland mitzuarbeiten. Der Parlamentarische Rat besteht aus 61 Männern und vier Frauen, die im „Museum Koenig“ in Bonn ihre Eröffnungsfeier abhalten und unter erheblichem Zeitdruck stehen. Daher beschließen sie auch, aus der Weimarer Verfassung so viel wie möglich in das bundesdeutsche Grundgesetz zu übernehmen. Dazu gehört auch der Artikel: „Alle Menschen sind vor dem Gesetze gleich. Männer und Frauen haben grundsätzlich dieselben staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten.“ Elisabeth Selbert geht das aber nicht weit genug. Das „grundsätzlich“ ist ihrer Meinung nach zu einschränkend und die „staatsbürgerlichen Rechte“ zu wenig. „Wir brauchen die vollständige

Auch SPD-Parteivorsitzender Kurt Schumacher glaubt, dass die Zeit für von Elisabeth Selbert geforderte Änderungen des BGB zu kurz ist
Fotos: dpa/pa (4), Getty Images (2)

Gleichberechtigung“, verlangt sie, „nicht nur als Bürgerin des Staates, sondern auch als Privatperson, als Berufstätige und als Ehefrau.“ Mit ihrer Forderung stößt Elisabeth jedoch auf Widerstand. Politiker der CDU l

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