NEUE HELDEN BRAUCHT DAS LAND, SINGEN DIE PUHDYS

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ERINNERUNG

…und jeder in der DDR versteht die Botschaft. Doch wer sollen diese „neuen Helden“ sein, die für einen Aufbruch sorgen? Auch andere Spitzenkünstler wagen kritische Töne

Die Puhdys in der Wendezeit. Eigentlich planen sie damals, nach 20 Jahren auf der Bühne, ihren Abschied. Doch mit ihrer vermeintlich letzten Platte „Neue Helden“ (rechts) starten Dieter Hertrampf, Peter Meyer, Dieter Birr, Klaus Scharfschwerdt und Harry Jeske (von links) 1989 erst so richtig durch

Die Puhdys haben keine politischen Hintergedanken, als sie 1989 auf „Goodbye-Tour“ gehen. Dass es ein Abschied von der DDR werden würde, ahnen sie nicht. Sie träumen nur - nach 20JahrenaufderBühnemensch-lich verständlich, aber für viele ihrer Fans doch völlig verfrüht - von ihrer Rocker-Rente. Band-mitgründer Harry Jeske will sich mit 51 ernsthaft schon zur Ruhe setzen. Die anderen schmieden Pläne, ihr Geld künftig lieber mit dem Verleih von Bühnentechnik zu verdienen oder eine eigene Plattenfirma aufzumachen.

Eventuell haben sie auch politisch die Nase voll. Der Titelsong ihrer Platte „Neue Helden“, die im April 1989 erscheint, klingt so:

„Kennst du den bösen Drachen, diesen aufgerissenen Rachen, der da speit, Verdummung und Verhetzung, Machtmissbrauch, Selbstüberschätzung, Eitelkeit, dazu Habgier und Intoleranz (...)

Wer verlangte je so viel Tribut an Lebenszeit und Lebensmut. Neue Helden, lang ersehnte Drachentöter, neue Helden braucht die Welt.“

Im Frühjahr 1989 kennen nur wenige Eingeweihte in der DDR die Namen von solchen „neuen Helden“. Einer davon lautet: Bärbel Bohley. Die damals 43-jährige gelernte Industriekauffrau und Kunstmalerin lebt seit Anfang der 1980er Jahre in offener Opposition zum SED-

Rocklady Petra Zieger bei einem Auftritt 1989
Zu einer der „neuen Heldinnen“ des Jahres 1989 wird die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley – als Mitgründerin des „Neuen Forums“.
Die Schauspielerin Corinna Harfouch auf einem Titel der „NBI“ im April 1989
Die Frontfrau von Silly, Tamara Danz, im April 1989
FOTOS: imago images/Peter Homann, DDR Museum, ullstein bild/Succo, dpa Picture-Alliance/Günter Gueffroy/Hardy Schiffler, PR

Regime. Wie viele andere Oppositionelle wird sie von der Stasi überwacht und mit diversen„Maßnahmen“schikaniert. Doch auch darüber hinaus ist ihr Leben anstrengend. Denn die Oppositionellen haben nur wenig Möglichkeit, ihre Mitmenschen zu erreichen. Nur wenige engagierte evangelische Pfarrer bieten ihnen die Möglichkeit, sich in Kirchen zu versammeln.Protestveranstaltungen auf der Straße sind nahezu unmöglich; wer es trotzdem wagt, riskiert Verhaftung. Alle DDR-Medien sind unter Kontrolle der SED, verbreiten ausschließlich die Sicht der

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