Ostalgie im Staatstheater: So schön wie es niemals war

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KULTUR

Wie blickt man 35 Jahre nach dem Mauerfall auf die DDR? In Meiningen ist der Kinoklassiker „Good Bye, Lenin!“ zum ersten Mal auf einer ostdeutschen Bühne zu sehen. SuperIllu hat die Premiere besucht

Vor dem Theater ist eine riesige DDR-Fahne gehisst, am Portal feiert man mit einem Banner „75 Jahre DDR“
Aus den quäkenden Lautsprechern eines Volkspolizei-Barkas werden die Besucher mit kämpferischem Liedgut beschallt
FOTOS: SuperIllu/Christian Fischer (5), Christina Iberl
75 Jahre DDR und Lenin erwacht! Die Schauspieler beobachten, wie Lenin an einem Seil über Ost-Berlin geflogen wird
Theatergäste posieren mit einem Schauspieler in Vopo-Uniform
Das Stück ist erstmals im Programm eines Theaters

Die DDR ist Geschichte. Nur eine Frau in ganz Deutschland weiß das noch nicht. DDR-Bürgerin Christiane Kerner fiel ins Koma, als sie ihren Sohn Alex 1989 auf einer Montagsdemonstration sieht. Als sie acht Monate später erwacht, gibt es die DDR nicht mehr. Um sie in ihrem schwachen Gesundheitszustand vor jeder Aufregung zu schützen, rekonstruiert Alex in der Plattenbauwohnung seiner Mutter eine Ideal-DDR – schöner, als sie es jemals war … Als Kinofilm war „Good Bye, Lenin!“ 2003 ein großer Erfolg, im In- als auch im Ausland. Nun, 21 Jahre später, ist eine Theaterversion der Tragikomödie erstmals auf einer ostdeutschen Bühne zu sehen: im Staatstheater Meiningen

Am Theaterportal feiert man mit einem großen Transparent „75 Jahre DDR“. Aus den Lautsprechern eines Volkspolizei-Barkas werden die Besucher mit alten Kampfliedern empfangen. Vor dem beeindruckenden historischen Gebäude sind originale DDR-Fahnen gehisst. Drinnen passieren Besucher eine Grenzkontrolle mit Schlagbaum. 35 Jahre nach Mauerfall kann das Publikum darüber lachen. Ein Blick in die Gesichter zeigt: Die Kulisse weckt bei vielen Besuchern Erinnerungen, die längst verdrängt und vergessen waren.

„Unser Theater hat sich in der aktuellen Spielzeit für die Themen ‚Welt aus den Fugen‘ und ‚Zeitenwende‘ entschieden“, sagt Schauspieldirektor Frank Behnke zu „Good Bye, Lenin! sei für diese Spielzeit ein Riesenprojekt. „Genau weil das Stück die schwierige Ost-West-Thematik so gut einfängt“, so Behnke. „Die Debatten, wie wir mit unserer Geschichte umgehen, sind wichtig für unser gesellschaftliches Zusammenleben.“

Noch heute erinnert ein Wachturm am ehemaligen Grenzübergang Eußenhausen-Meiningen an die deutsche Teilung. Er steht heute als stummer Zeuge der historischen Ereignisse und vergegenwärtigt die einstige Trennlinie zwischen Ost- und Westdeutschland.Schauspielerin Evelyn Fuchs, die die Protagonistin in „Good Bye, Lenin!“ spielt, misst Meiningen deswegen eine besondere Bedeutung zu: „Der Ort und sein Theater hatten durch die Nähe zur Grenze schon immer eine Verbindung zum Wes

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