Kein Durchblick

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Keiner steht gerne auf dem Schlauch. Doch vorübergehende Verwirrung kann beim Lernen helfen – vorausgesetzt, sie schlägt nicht in Frustration um.

VON JAN SCHWENKENBECHER

KONFUSION | Gesenkte Augenbrauen und zusammengezogene Lider deuten auf Verwirrung hin.
SEAN ANTHONY EDDY / GETTY IMAGES / ISTOCK SEAN ANTHONY EDDY / GETTY IMAGES / ISTOCK

Normalerweise streben wissenschaftliche Experimente nach maximaler Klarheit. 2014 versuchte ein Team um den Kognitionswissenschaftler Sidney D’Mello von der US-amerikanischen University of Colorado Boulder in einer Studie allerdings bewusst, für Verwirrung zu sorgen. Ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten zunächst die Beschreibung einer erdachten Studie gelesen. Anschließend spielten sie am Computer einen Dialog mit den fiktiven Personen »Dr. Williams« und »Chris« durch. Zwischendurch mussten sie einige Fragen beantworten und ganz zum Schluss sollten sie sich entscheiden: Hat Dr. Williams Recht? Hat Chris Recht? Liegen beide richtig? Oder haben beide Unrecht?

Die fiktive Beschreibung des Experiments lautete: Für eine Studie wurde den Studierenden im Wintersemester in einem Seminar gesagt, Lehrbücher seien optional. Im Frühjahr darauf wurde anderen Studierenden, die dasselbe Seminar besuchten, gesagt, das Lesen des Lehrbuchs sei Pflicht. Die Noten der Studierenden waren in beiden Fällen gleich gut. Fazit: Es ist nicht nötig, Lehrbücher zu kaufen.

Der anschließende Dialog ging so: Dr. Williams: Chris denkt, dass an dieser Studie nichts problematisch war, aber ich denke das.

Dr. Williams (an den Leser gerichtet): Würden Sie auf der Grundlage dieser Studie im nächsten Semester keine Lehrbücher kaufen?

Ihre Antwort: ...

Dr. Williams: Wir werden unsere Überlegungen zu dieser Studie noch einmal durchgehen, bevor wir eine endgültige Entscheidung treffen.

Chris: Nun, ich denke, die Art und Weise, wie die Teilnehmenden in die einzelnen Bedingungen eingeteilt wurden, war gut, also ist das kein Problem.

Dr. Williams: Es war problematisch.

Dr. Williams (an den Leser): Glauben Sie, dass es ein Problem damit gibt, wie die Teilnehmenden in die einzelnen Gruppen eingeteilt wurden?

Ihre Antwort: ...

Dr. Williams: Chris, können die Forschenden wissen, ob die beiden Gruppen gleichwertig sind?

Chris: Ja, das können sie.

Dr. Williams: Da bin ich anderer Meinung.

Dr. Williams (an den Leser): Was meinen Sie, wissen die Forscher, dass die beiden Gruppen gleichwertig sind?

Ihre Antwort:

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