Pilze in unserem Korper

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WIE DIE MEDIZIN PILZEALS HELFER GEGENKREBS ENTDECKT UNDDABEI AUF ALTES HEILWISSEN ZURÜCKGREIFT.

Text LANGDON COOK

Drittes Kapitel

PSILOCYBE CYANESCENS Diese kunstvoll ineinander verschlungenen Pilzfruchtkörper wurden in einem Studio fotografiert. Der Blauende Kahlkopf, so der deutsche Trivialname, gehört zu den psychoaktiv wirkenden Pilzen.
FOTO: PHYLLIS MA

VOR ZWEI JAHREN entdeckten Medizinforscher, dass Krebszellen unerwartete Begleiter hatten: Pilze. Wie es scheint, haften sich manche Pilze bevorzugt an bestimmte Tumorarten, wobei sich außerdem ein Zusammenhang mit der Krankheitsprognose ergab. Fanden die Forscher beispielsweise Candida-Hefen bei Dickdarmkrebs, war eine Metastasierung wahrscheinlicher. Bei Magentumoren deutete Candida eine höhere Sterblichkeit der Erkrankten an.

Wie genau dies zusammenhängt, ob also Pilze die Entstehung von Krebszellen anregen oder ob Tumoren wiederum die Ansiedlung von Pilzen begünstigen, erfordert weitere Forschung. Aber die Erkenntnisse könnten die Diagnostik von Krebserkrankungen voranbringen und möglicherweise auch bei der Therapie helfen. „Anfangs waren wir verblüfft“, sagt Iliyan Iliev. Der Immunologe am Forschungszentrum Weill Cornell Medicine in New York ist einer der Forscher, die die Verbindung zwischen Pilzen und Krebs herstellten. Neben Candida entdeckte sein Team mehrere weitere Pilzarten, die mit Krebs assoziiert werden, etwa Blastomyces bei Lungen- und Malassezia bei Brustkrebs.

Abgesehen von Pilzinfektionen bringen viele Menschen Pilze auf andere Weise mit der Gesundheit in Verbindung. Weltweit werden sogenannte Heilpilze in unterschiedlichster Form angeboten, von Tinkturen und Kapseln bis hin zu Pulvern und Tees – ein wachsendes Milliardengeschäft. Gleichzeitig steht die Forschung noch ganz am Anfang. 2022 veröffentlichten Wissenschaftler aus Indien und Belgien eine Übersicht über die durch Fachleute geprüfte Literatur zum Thema. Demnach sind mindestens 32 Arten vielversprechend, aber nur etwa ein Dutzend wurde bisher klinisch auf ihre potenziellen therapeutischen Eigenschaften getestet.

Es ist das große Paradoxon der Pilze: Sie bilden ein geheimnisvolles Reich, das uns nützen, aber auch schaden kann. Den Unterschied herauszufinden und unser Wissen bestmöglich zu nutzen, ist weiterhin eine große Herausforderung für die Wissenschaftler.

FÜR DEN MENSCHLICHEN Körper sind Pilze, ob gut oder schlecht, keine Unbekannten. Die Hefen im Magen, die die Verdauung regulieren? Sicherlich gut und nütz


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