In der Welt der Tüpfelhyänen regieren die Weibchen. Vielleicht ist das ihr Erfolgsgeheimnis.
TextCHRISTINE DELL’AMOREFotosJEN GUYTON
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Eine weibliche Hyäne steht drohend über einem rangniederen Weibchen, das als Zeichen der Unterwürfigkeit grinst. Dominante Weibchen setzen aggressives Verhalten ein, um ihre soziale Stellung zu wahren.
Gewitterwolken
ballen sich über der Masai-Mara-Savanne in Kenia, während die jungen Tüpfelhyänen bei Spielen im feuchten Gras umeinanderpurzeln. Ihre Mutter liegt ganz in der Nähe. Ab und zu erhebt sie sich, um ein größeres, einjähriges Jungtier daran zu hindern, sich der kleinen Spielgruppe anzuschließen. Als das ältere Tier erneut näher kommt, tut ein beherzteres Junges es seiner ranghohen Mutter gleich: Es richtet sich drohend auf und versucht so gut es geht, einschüchternd auszusehen. Sein Verhalten wirkt drollig, aber beide Tiere sind sich ihrer sozialen Stellung bewusst. Die größere, rangniedere Hyäne stutzt, neigt den Kopf und schleicht davon.
Die Fotografin Jen Guyton hat diese Szene mit einer Infrarotkamera aufgenommen, die ihr einen intimen Blick auf das nächtliche Verhalten von Hyänen gewährt. Sie vermittelt uns einen Eindruck von der faszinierenden Struktur der Hyänengesellschaft, in der alle Mitglieder ihren Platz in der Rangordnung von ihren Müttern erben. Die Weibchen haben das Sagen, und der soziale Status bestimmt alles. Das matrilineare System hat die Tüpfelhyäne zum zahlenmäßig stärksten Großraubtier Afrikas gemacht.
Dieser und weitere Einblicke in das Verhalten von Hyänen wären allerdings nicht möglich gewesen ohne die 35-jährige Feldforschung von Kay Holekamp. Die Gründerin des „Mara Hyena Projects“ hat die Tüpfelhyäne als ein Wesen enthüllt, das wegen seiner hoch entwickelten Gesellschaftsstruktur, seiner kognitiven Fähigkeiten und des Vermögens, sich an neue Umgebungen anzupassen, allgemeine Beachtung findet.
Seit 1988 erforscht die Biologin von der Michigan State University Hyänen in der Masai Mara – eine der