TANZ der ELEMENTE

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Islands einsame Fjorde, heiße Quellen, aktive Vulkane: Mit der Vielfalt an Naturschätzen zieht die Insel Besucher in ihren Bann.

TextJAMIE LAFFERTY

Der mehrstufige, rund 100 Meter hohe Wasserfall Dynjandi ist auch als „Juwel der Westfjorde“ bekannt.
FOTO: GETTY

FÜR EINEN SKRUPELLOSEN KILLER sieht der Polarfuchs ganz schön niedlich aus. Die Tordalken, Papageientaucher und Eissturmvögel, denen er Eier und Junge stiehlt, sind wahrscheinlich völlig anderer Meinung, aber ich kann mich lediglich darüber beschweren, dass die Füchsin, die ich auf den riesigen Meeresklippen an Islands westlichstem Punkt sehe, nicht lange genug stehen bleibt, um sie zu fotografieren. Stattdessen schaut sie mich, ein Ei im Maul, dreist an, dreht ihren buschigen Schwanz und springt ins hohe Gras.

Es scheint passend, dass eine solch intime Begegnung mit der Tierwelt an einem Ort wie Látrabjarg stattfindet, dem entlegensten Ende einer der abgelegensten Regionen Islands. Nur etwa sieben Prozent der Besucher des Landes kommen in die Westfjorde, die Zahlen hier in Látrabjarg dürften noch niedriger sein. In den Westfjorden ist auch die Bevölkerung rückläufig – und das seit einem Jahrhundert. Nur gut 7000 Menschen leben noch hier.

Dies ist eine uralte Landschaft und natürliche Heimat für die vielen Mythen und Legenden, die hier entstanden sind, doch sie hat sich in letzter Zeit stark verändert. Der Tunnel Dýrafjarðargöng ist im Grunde nur ein Loch in einem Felsen, für die Bewohner und Besucher der Westfjorde aber eine Offenbarung. Seit Eröffnung der fünfeinhalb Kilometer langen Passage, die eine bei Winterstürmen oft gesperrte Bergstraße ersetzt, können Autofahrer selbst in den kältesten Monaten eine Runde durch die Region drehen. Am besten geht das auf der Ringstraße 2, auch bekannt als Westfjords Way.

Selbst mit dem neuen Tunnel dauert die Fahrt von Ísafjörður nach Látrabjarg drei herrliche Stunden. Die erste Hälfte ist geprägt von den hohen Bergen der Fjorde sowie Buckelwalen, die, sich im dunklen Wasser wälzend, von der Straße aus zu sehen sind. Als Nächstes folgen Wasserfälle, darunter der Dynjandi, ein dreistufiges Ungetüm, von dessen Spitze das Wasser wie der Schwanz eines Pfaus auffächert. Dann geht es weiter in den sandigen Süden, wo Flüsse die Strände teilen und das Land kurz flacher wird, ehe es sich wieder zu den beeindruckenden Klippen von Látrabjarg auftürmt. Die Wikinger segelten von hier aus weiter gen Westen bis nach Grönland, aber für mich ist hier weit genug.

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