OPTIMIERTE MOLEKÜLE

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EIN BERLINER START-UP NUTZT KÜNSTLICHE INTELLIGENZ, UM DIE WIRKUNG VON ENZYMEN ZU VERBESSERN. DIE TECHNIK KÖNNTE SOGAR HELFEN, DEN KLIMAWANDEL ZU VERLANGSAMEN.

TEXT SINA HORSTHEMKE FOTO MONIKA KEILER

Was im Labor von Exazyme in Berlin passiert, könnte die Welt verändern. Mit bloßem Auge sichtbar ist es nicht: Zu klein ist das Produkt des Start-ups und zu abstrakt der Weg, wie es entsteht. Da sind auf der einen Seite die Enzyme – winzige Eiweißmoleküle, die biochemische Reaktionen beschleunigen. Im menschlichen Körper etwa arbeiten Tausende von ihnen und helfen bei der Verdauung oder der Wundheilung. Seit Jahren macht sich die Industrie die Fähigkeiten der fleißigen Proteine zunutze, zum Beispiel bei der Herstellung von Waschmittel, Bier, Medikamenten oder Käse.

Auf der anderen Seite arbeitet Exazyme mit künstlicher Intelligenz (KI). Deren Tüftler möchten den Bauplan von Enzymen mithilfe von Algorithmen so verändern, dass die kleinen Helfer noch effektiver werden.

Von Biochemie hatten Ingmar Schuster und Philipp Markert keine Ahnung, als sie 2020 die Gründungsidee hatten: Schuster arbeitete als KI-Experte bei einem großen Online-Versandhändler, Markert als Wirtschaftsingenieur in seiner eigenen Londoner Consultingfirma. „Wir waren beide sehr erfolgreich in unseren Jobs. Doch wir hatten es satt, nur dem Geld hinterherzurennen oder Leuten Produkte zu verkaufen, die sie nicht brauchen“, sagt Schuster. „Stattdessen wollten wir unsere Kompetenzen für etwas Gutes einsetzen.“ Für die Umwelt zum Beispiel und gegen den Klimawandel.

Etwas traumtänzerisch tauschten sich die beiden aus: Gab es nicht etwas, das CO2-Emissionen einsparen, die Textilproduktion umweltfreundlicher gestalten, die Landwirtschaft optimieren oder die Weltbevölkerung nachhaltiger ernähren könnte – am besten alles gleichzeitig? „Wir kamen schließlich darauf, dass Enzyme an sämtlichen biochemischen Prozessen in diesen Bereichen beteiligt sind“, berichtet Schuster. „Ohne sie läuft quasi gar nichts.“ Die Schnittmenge zwischen den Eiweißmolekülen und der Expertise der beiden Männer war ebenfalls bald gefunden. Denn Enzyme, die aus unterschiedlich kombinierten Aminosäuren bestehen, „eignen sich hervorragend als mathematischer Input für eine KI“.

Schuster und Markert, beide keine Biologen, holten die Biochemikerin Jelena Ivanovska mit ins Boot und gründeten ge

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