DIE REISE DER MO NARCHEN

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5000 Kilometer südwärts – und im folgenden Frühjahr wieder zurück: Nordamerikanische Monarchfalter führen über mehrere Generationen eine der gefährlichsten und erstaunlichsten Tierwanderungen unseres Planeten durch.

TEXT MICHELLE NIJHUIS FOTOS JAIME ROJO

Monarchfalter wirbeln zwischen den Bäumen von El Rosario umher, einem Schutzgebiet im Biosphärenreservat Mariposa Monarca in Michoacán, Mexiko. Die wandernden Schmetterlinge überwintern in denselben Wäldern aus Oyameltannen wie ihre Vorfahren.

Über seinen improvisierten Labortisch gebeugt, klemmt er die leuchtenden Flügel des Schmetterlings geschickt zwischen Daumen und Zeigefinger, während er mit einem kleinen Stück Sandpapier über dessen Rücken fährt und ein paar winzige Härchen entfernt.

Green und seine Forscherkollegen haben sich vorübergehend in einer der zahlreichen Jagdhütten der Gegend einquartiert. An den Wänden hängen ausgestopfte Köpfe heimischer und exotischer Jagdtiere. Der Professor für Ökologie und Evolutionsbiologie an der University of Michigan sowie NATIONALGEOGRAPHIC-Explorer hat jedoch nur Augen für die drei Dutzend heute gefangenen Monarchfalter. Er trägt einen Tropfen Epoxidharz zwischen den Flügeln des Schmetterlings in seiner Hand auf und befestigt einen maßgefertigten Sensor: einen Stapel Computerchips, der von einem Minisolarmodul betriebenen wird und weniger wiegt als drei Reiskörner.

Green und seiner Mitstreiter erwarten, dass die so ausgestatteten Monarchfalter die Sensoren 1300 Kilometer südwärts in die zentralmexikanischen Berge transportieren werden. In ein paar Wochen werden die Forscher ihnen nach Mexiko folgen und versuchen, die von den Sensorantennen gesendeten Signale aufzufangen. Falls sie einen oder gar mehrere der Schmetterlinge wieder einfangen können, bekämen sie sogar die unterwegs erfassten Licht- und Temperaturdaten und könnten so die Route des betreffenden Falters kartieren.

Wie andere Monarchfalter-Forschungsprojekte in Nordamerika wird auch dieses von engagierten freiwilligen Helfern unterstützt. Als Greens Kollegen feststellten, dass Fahrradfahrer und wandernde Monarchfalter sich etwa im selben Tempo fortbewegen, rekrutierten sie Freiwillige für mehrtägige Fahrradtouren, um die Genauigkeit der Sensoren zu überprüfen. In Laborexperimenten bestätigte André Green zudem, dass die Messfühler nicht das Flugvermögen der Schmetterlinge beeinträchtigen. Jetzt steht die neue Technologie vor ihrer ersten Erprobung im Freiland.

Als es kühler wir

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