Spätes Glück

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Mithilfe der Medizin verschieben Menschen die Familiengründung immer weiter. Vom Glück und der Herausforderung einer Elternschaft in reiferen Jahren.

TEXT REBECCA TUHUS-DUBROW • FOTOS JACKIE MOLLOY

Einen Monat nach der Entbindung kuschelt Tania Dimitrova, 41, mit ihrer Tochter Deva, nachdem sie das Baby um zwei Uhr nachts gestillt hat. Dimitrova ist alleinstehend und Geschäftsführerin eines Biotech-Unternehmens. „Das Wissen um die Fortschritte in der Technologie ermöglicht es vielen Frauen, später schwanger zu werden, Karriere zu machen und den richtigen Partner zu wählen“, sagt sie.

Während sie aufgeregt darauf wartete, dass die Ärzte den Kaiserschnitt durchführten, spielte sie eine Playlist ab, die sie eigens für diesen Anlass zusammengestellt hatte: Lieder, die sie beruhigend und ermutigend fand, wie „I’m Coming Out“ von Diana Ross und „Lovely Day“ von Bill Withers. Auch einige Krankenschwestern sangen mit.

Chillis wollte immer Mutter werden. In ihren Zwanzigern und Dreißigern hatte sie auf eine klassische Liebesgeschichte gehofft. „Ich dachte, ich würde mich verlieben, heiraten und ein Baby bekommen“, erzählte mir die Pädagogin und Unternehmerin aus dem amerikanischen Atlanta. „Aber daraus wurde nichts.“ Als die Covid-19-Pandemie sie zum Entschleunigen und Nachdenken zwang, beschloss Chillis, allein ein Kind zu bekommen. Sie war Mitte 40.

Man hatte ihr gesagt, dass aufgrund ihres Alters und der Testergebnisse die Chance, mit ihren eigenen Eizellen schwanger zu werden, unter einem Prozent lag. So begann Chillis, nicht nur nach einem Samenspender, sondern auch nach einer Eizellspenderin zu suchen. Als sie ein Jahr später passende Spender gefunden hatte, galt es, ihre Gebärmutter für einen Embryotransfer vorzubereiten. In den letzten zwei Wochen vor dem Eingriff und während des ersten Schwangerschaftsdrittels spritzte sie täglich Progesteron.

Zu den Klängen von Stevie Wonders „Isn’t She Lovely?“ erblickte Chillis’ Tochter im Januar dieses Jahres das Licht der Welt. Eine Krankenschwester legte der frischgebackenen Mutter das Baby auf den Bauch. Sobald es an der Brust zu trinken begann, war alle Unsicherheit wie weggeblasen. Chillis wusste: Alles wird gut.

Chillis ist beispielhaft für einen Wandel, der sich nicht nur in den USA seit Jahrzehnten vollzieht: Immer mehr Menschen schieben das Kinderkriegen auf. Im Jahr 2021 waren Frauen in der EU bei der Geburt ihres ersten Kindes im Durchschnitt 29,7 Jahre alt. Im Jahr 2013 lag die Z