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UM SEINE TRADITIONELLE LEBENSWEISE ZU BEWAHREN,NUTZT EIN AMAZONAS-VOLK MODERNE UNTERSTÜTZUNG.

TEXT UND FOTOS LYNSEY ADDARIO

Im Javari-Tal, einer der entlegensten Gegenden des Amazonasbeckens in Brasilien, ernten Kanamari-Frauen ihr Grundnahrungsmittel Maniok. Eindringlinge, die die natürlichen Schätze des Amazonasgebiets ausbeuten wollen, bedrohen die Kanamari und den Wald, der sie ernährt.

DER RIO JAVARI TRENNT BRASILIEN UND PERU

und fließt tief in den Amazonas-Regenwald hinein. Die einzigen Anzeichen menschlichen Lebens entlang seines Laufs sind vereinzelte Boote oder Anlegestellen auf der peruanischen Seite. Am brasilianischen Ufer weisen Schilder der Regierung auf das Indigenen-Reservat des Javari-Tals hin. Hier lebt die weltweit höchste Konzentration isoliert lebender indigener Völker. Außenstehenden ist der Zutritt verboten. Doch viele können den Verlockungen der üppig vorhandenen Mineralien, Hölzer und Wildtiere nicht widerstehen.

Das Gebiet mit seinen nahezu unberührten Wäldern ist etwa so groß wie Österreich. Rund 6000 Menschen sollen im Reservat leben. Diese Zählung umfasst die Angehörigen jener sieben Stämme, die Kontakt zur Außenwelt haben.

São Luís liegt etwa 300 Kilometer flussaufwärts von der Stadt Atalaia do Norte entfernt. Es ist die Heimat von etwa 200 Kanamari, die mir und einem Filmteam den Besuch erlaubt haben. Acht Tage lang leben wir in ihrem schmucken Dorf aus hölzernen Stelzenhäusern. Wir stehen auf, wenn Oberhaupt Mauro Kanamari (bei den Kanamari ist der Stammesname der Familienname) ins Horn bläst. Wir begleiten die Frauen bei der Maniokernte, die Männer beim Jagen und Fischen.

Es sind Menschen, deren angestammte Heimat durch illegale Abholzung, Fischerei und Bergbau zerstört wird. „Früher waren es nur ein paar illegale Eindringlinge, Fischer und Holzfäller, die Holz aus unserem Gebiet geholt haben“, erzählt Oberhaupt Mauro. „Jetzt werden es jeden Tag mehr.“

Für die Kanamari ist der Wald ein Elternteil, der sie mit allem versorgt. Doch Holzfällerei und Ausbeutung anderer Ressourcen bedrohen die Gesundheit dieses Elternteils und ihre eigene Lebensgrundlage. Widerstand ist gefährlich. Im Jahr 2022 wurden der brasilianische Indigenen-Aktivist Bruno Pereira und der britische Journalist Dom Phillips in der Region ermordet. Angeblich kam der Auftrag vom Chef einer kriminellen Fischfangorganisation. „Ich habe persönlich viele Drohungen erhalten“, sagt Mauro Kanamari.

Doch die Kanamari wollen diese Übergriffe nicht

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