WILDER HANDEL

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Pflanzliche Produkte stecken in vielen Alltagsgütern und gehen oft mit versteckten menschlichen und ökologischen Kosten einher. Was wir beachten sollten.

TEXT RACHEL FOBAR

FOTO: REBECCA HALE, NG. QUELLEN: CAITLIN SCHINDLER ET AL., „WILDCHECK: ASSESSING RISKS AND OPPORTUNITIES OF TRADE IN WILD PLANT INGREDIENTS“, 2022, UN FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION; SUSTAINABLE HERBS PROGRAM, AMERICAN BOTANICAL COUNCIL

NATURSTOFFE BOOMEN. Sie sind in Süßigkeiten, in Tee oder Hautcremes enthalten und stammen nicht selten aus Wildpflanzen. Verbraucher schätzen natürliche Inhaltsstoffe – für den Artenschutz, die Ökosysteme, aus denen die Pflanzen stammen, und die Arbeiter, die sie ernten, ist der Einsatz nicht unbedingt von Vorteil.

In einem kürzlich erschienenen Bericht der Vereinten Nationen haben Heilpflanzenexperten die Nachteile aufgezeigt, die mit einigen Naturstoffen verbunden sind, darunter Paranüsse, Weihrauch, Kanadischer Gelbwurz, Gummi arabicum oder Süßholz. Pflanzliche Derivate in Haushaltsprodukten „stehen irgendwo in der Mitte der Zutatenliste“ auf den Produktetiketten und bleiben oft unbemerkt, sagt Caitlin Schindler vom Institute of World Politics in Washington, Hauptautorin des Berichts.

Selbst wenn Verbraucher darauf achten, gebe es oft keine Informationen darüber, wie die Stoffe gewonnen und verarbeitet worden seien. Dabei seien viele dieser Pflanzen durch Überernte, Krankheiten und invasive Schädlinge, den Klimawandel und den Verlust ihres Lebensraums vom Aussterben bedroht. Außerdem könne ihre Gewinnung mit Kinderarbeit, Verletzungen der Arbeitnehmerrechte und sogar moderner Sklaverei verbunden sein, heißt es in dem Bericht. Die Arbeiter seien oft arm, weiblich und kämen aus marginalisierten ländlichen Gebieten. Der Gefährdungsstatus von mehr als 20 000 Heil- und Aromapflanzenarten sei noch nie bewertet worden, was bedeute, dass es unmöglich sei, zu wissen, ob ihre Verwendung nachhaltig sei.

Der Handel mit Wildpflanzen für Aromatherapie, Naturmedizin, Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetikprodukte nimmt stetig zu. In Deutschland zum Beispiel stieg der Umsatz bei Naturkosmetik in den zehn Jahren zwischen 2012 und 2022 von 0,86 auf 1,43 Milliarden Euro. Pflanzen wie Süßholz finden sich im Angebot pflanzlicher Präventiv- und Heilmittel gegen Covid-19, und die Rinde des in Chile endemischen Seifenrindenbaums ist im Covid-19-Impfstoff der Firma Novavax enthalten.

Wildpflanzen werden seit Jahrhunderten lokal verwendet – Weihrauch am Horn von Afrika,

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