Wird der ozean uns retten?

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UM DIE ERDERHITZUNG ZU BREMSEN, MUSS KOHLENDIOXID AUS DER ATMOSPHÄRE ENTNOMMEN UND GESPEICHERT WERDEN. KLIMAFORSCHER ANDREAS OSCHLIES SAGT, DASS WIR AUF DIE MEERE ALS ENDLAGER KAUM VERZICHTEN KÖNNEN.

Interview: Julia Graven

Wie hier vor der Küste Norwegens erforschen Andreas Oschlies und seine Kollegen vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, wie sie den Ozean mit fein gemahlenem Stein basischer machen können. Sie wollen die Chemie des Wassers so einstellen, dass es mehr CO2 aufnehmen kann, ohne dass sich die Ökosysteme verändern.

SELBST WENN WIR alle mit Wärmepumpen heizen und nur noch E-Auto fahren, werden wir das Netto-Null-Ziel 2045 nicht erreichen. Die Landwirtschaft wird weiter Klimagase emittieren. Zementwerke werden beim Kalkbrennen CO2 ausstoßen, genauso wie Müllverbrennungsanlagen, Flugzeuge und Schiffe. Andreas Oschlies, ein führender Forscher auf dem Gebiet des Climate Engineerings, erklärt, wie Deutschland die 60 bis 120 Millionen Tonnen „unvermeidbarer Restemissionen“ pro Jahr loswerden könnte, die sich auch mit den ehrgeizigsten Plänen bis 2045 nicht verhindern lassen.

Herr Professor Oschlies, es gibt viele Hightech-Ansätze, die CO2 aus der Atmosphäre holen sollen. Ist eine Wunderwaffe darunter?

Im Moment müssen wir alles probieren, um die Erwärmung so schnell wie möglich zu stoppen. Wir dürfen nicht auf eine Lösung allein setzen. Ich freue mich über jedes Kilo Kohlendioxod, das nicht in die Atmosphäre kommt – wenn es nicht vor Ort große, unverantwortliche Schäden erzeugt.

Und dann?

Dann müssen wir schnell erkennen, wenn etwas nicht funktioniert. Wahrscheinlich wird das meiste tatsächlich nicht klappen. Aber wir können nicht nichts tun. Das haben wir ja auch in Paris versprochen.

Wäre es nicht am einfachsten, die Erde großflächig aufzuforsten?

Wir haben die Aufforstung ganzer Wüstengebiete in der Sahara mal in Modellen berechnet. CO2-mäßig läuft das prima, es kann sehr viele Restemissionen kompensieren. Aber es hätte wahrscheinlich große Nebenwirkungen. Weil heller Wüstenboden durch dunklen Wald ersetzt wird, wird der Planet dunkler und absorbiert mehr Wärme …

… und es wird noch heißer?

Genau. Das hätte man sich vielleicht denken können. Für mich war es eine Riesenüberraschung. Diese großen Skalen sind wirklich ein Problem. Wenn die Sahara-Staaten aufforsten, kann das etwa den Monsun in Indien verschieben.

Wären naturnahe Verfahren wie die Wiedervernässung von Mooren nicht trotzdem besser?

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