WÄCHST AUCH IN DER WÜSTE

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DURCH KONFLIKTE, DÜRRE ODER FLUTKATASTROPHEN LEIDEN MENSCHEN HUNGER. WELTRAUMFORSCHER BAUEN EIN MOBILES GEWÄCHSHAUS, DAS KRISENGEBIETE MIT FRISCHEM GEMÜSE VERSORGT.

TEXT EILEEN STILLER FOTO KATHRIN SPIRK

Daniel Schubert hat schon Kopfsalat bei 50 Grad unter null in der Antarktis geerntet. Bald wird der Ingenieur der Wüste Salatblätter abringen, bei Temperaturen um die 45 Grad. Während es im ersten Fall vor allem darum ging, die Wissenschaftler der Forschungsstation Neumayer III im Polarwinter mit frischem Grün zu versorgen, geht es im zweiten Fall um weit mehr: um Selbstermächtigung, eine Wirtschaftsgrundlage, und potenziell auch ums Überleben.

Daniel Schubert, 48, ist Projektleiter am Institut für Raumfahrtsysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Mit seinem zehnköpfigen Team aus Pflanzenforschern und Raumfahrtingenieuren züchtet er seit einigen Jahren in einem Gewächshaus in der Antarktis Tomaten, Gurken, Paprika und andere wasserreiche, schnell verderbliche Gemüsesorten. Mit den ihm Rahmen des Projekts erprobten Anzuchtmethoden sollen sich in naher Zukunft Astronauten auf dem Mond neben Gefriergetrocknetem auch einmal mit frischen Speisen versorgen können.

„Die Systeme und Geräte müssen für ihren Einsatz im All höchste Anforderungen erfüllen“, sagt Schubert, der sich auf die Entwicklung von Habitaten spezialisiert hat. „Sie müssen robust, sicher, kompakt, leicht und einfach zu bedienen sein und darüber hinaus zuverlässig und autonom arbeiten.“ Viele Technologien, die ursprünglich für den Einsatz im Weltraum entwickelt werden, seien daher besonders geeignet, um auch in Extremsituationen auf der Erde zum Einsatz zu kommen.

Durch Konflikte und den Klimawandel nimmt der Hunger in der Welt zu. Bei Dürren, nach Erdbeben oder Flutkatastrophen ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln eine der wichtigsten Aufgaben von Hilfsorganisationen. Anders als etwa Reis oder Kartoffelpulver lassen sich Obst und Gemüse ohne Kühlkette nur schwer transportieren. Das DLR hat deshalb 2019 eine Initiative gestartet, um Raumfahrttechnologien für die humanitäre Hilfe nutzbar zu machen und weiterzuentwickeln. Eines der ersten Projekte ist eine mobile, entfaltbare Pflanzenanbaueinheit, kurz MEPA, entwickelt auf Basis der Erfahrungen in der Antarktis in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern, allen voran dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen.

Im Frühjahr 2024

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