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DAS ARTEMIS-PROGRAMM DER NASA BRINGT UNS DEM MOND UND DEM MARS EINEN RIESIGEN SCHRITT NÄHER – UND GEHT SOGAR DARÜBER HINAUS.

TEXT MICHAEL GRESHKO FOTOS DAN WINTERS GRAFIKEN ALBERTO LUCAS LÓPEZ

Als die Astronauten Zena Cardman (r.) und Drew Feustel im Oktober des vergangenen Jahres Mondspaziergänge simulierten, trugen sie mehr als 36 Kilo schwere Trainingsraumanzüge. Sie übten Bewegungen und Handgriffe, die sie auf dem Mond bei geringerer Schwerkraft und gegen den Überdruck im Anzug durchführen müssen.

„ICH LIEBE ES, WENN SIE ZUM STERN WIRD“,

rief Christina Koch. Die Astronautin stand mit drei Kollegen in blauen Fluganzügen auf einem Hügel des Kennedy Space Centers in Florida und blickte in den Nachthimmel, während die stärkste je gestartete Rakete zu einem Lichtpunkt wurde.

Wenige Minuten zuvor, um 1.47 Uhr am 16. November 2022, war die 32 Stockwerke hohe Rakete, prosaisch Space Launch System (SLS) genannt, abgehoben. Durch das Fernglas blendete die grell orangefarbene Abgassäule der Rakete. Das Prasseln ihrer 39 100 Kilonewton Schubkraft – das entspricht 31 Jumbojets – rasselte bis in die Lungen.

Die gigantische Rakete, die ihrer Flugbahn entgegenraste, trug das Raumschiff Orion ins All. Es sollte Astronauten weiter in den Weltraum befördern als jemals zuvor. Um zu messen, wie der Raum jenseits des Mondes auf Astronauten wirkt, beförderte das Mannschaftsmodul ein männliches Dummy sowie zwei „Phantom“-Torsi, dem weiblichen Körper nachempfundene Messpuppen. In den folgenden 25 Tagen, 10 Stunden und 53 Minuten sollten sich diese Dummys fast eine halbe Million Kilometer von der Erde entfernen, ehe sie mit einer Geschwindigkeit von fast 40 000 km/h zurückstürzten. Die nächste Orion wird bei ihrer Mondumrundung vier Menschen an Bord haben. Christina Koch hoffte zu diesem Zeitpunkt in Florida, einer von ihnen zu sein.

Der Start der Mission Artemis I 2022 war ein Meilenstein für die NASA. Sie will erstmals seit mehr als 50 Jahren wieder Menschen zum Mond bringen. Läuft alles nach Plan, könnte Artemis II bereits Ende 2024 mit Besatzung zur Umlaufbahn des Mondes fliegen. Artemis III – mit bemannter Mondlandung – ist für Ende 2025 geplant. Dann sollen weitere Missionen eine längerfristige Präsenz auf dem Mond etablieren.

Warum? Die Mondoberfläche ist für die Wissenschaft nach wie vor ein Wunderland: Mondstaub und -gestein dokumentieren die wechselnde Sonnenaktivität über 4,5 Milliarden Jahre. Seine Krater könnten die Geheimnisse uralter Meteoriteneinschläge lüften, die es auch auf der Erde gab. Der eisige Schmutz am Nord- und Südpol des Mondes könnte Au

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