ZEITREISE zu URALTEN GALAXIEN

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DAS LEISTUNGSSTÄRKSTE WELTRAUMTELESKOP, DAS JE GEBAUT WURDE, FAHNDET NACH DEN URSPRÜNGEN DES UNIVERSUMS.

TEXT JAY BENNETT

Das James-Webb-Weltraumteleskop gewährt Einblick in unbekannte Tiefen des Universums.
Unter Tausenden von Sternen und Galaxien liegt ein heller, Licht krümmender Sternhaufen im Zentrum.
KOMPOSITBILD: NASA, ESA, CSA, STSCI

vor mehr als 13,5 Milliarden Jahren,

als das Universum noch jung war, leuchteten keine Sterne im Raum. In dieser Ära, dem sogenannten Dunklen Zeitalter, war der Kosmos mit Wasserstoff und Helium gefüllt, den Grundbausteinen aller künftigen Welten.

Daneben gab es einen mysteriösen Stoff, die sogenannte Dunkle Materie. Ihre Schwerkraft zog das Gas in ein komplexes Geflecht. Als sich das Universum ausdehnte und abkühlte, verdichtete sich ein Teil der Dunklen Materie zu riesigen Kugeln und drängte das Gas in deren Kernbereiche. Der steigende Gravitationsdruck innerhalb dieser sogenannten Halos ließ die Wasserstoffatome zu Helium fusionieren: Die ersten Sterne des ursprünglichen Universums entstanden.

Ich betrachtete diese kosmische Morgendämmerung durch eine 3-D-Brille. Auf dem Bildschirm im Kavli Institut für Teilchenphysik und Kosmologie (KIPAC) der Stanford University verzweigten sich geisterhaft graue Filamente aus Dunkler Materie mit der Expansion des Universums zwischen Halos. Strudel neugeborener Sterne umwirbelten die Zentren der Halos und bildeten die ersten Galaxien.

Wissenschaftler erforschen die Entstehungsgeschichte des Universums seit Jahrzehnten. Seit vergangenem Jahr schreibt das größte und modernste Weltraumteleskop, das je gebaut wurde, die ersten Kapitel neu: Uralte Galaxien, die das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) aufgespürt hat, sind offenbar heller, zahlreicher und aktiver als erwartet. Sie offenbaren einen stürmischen Auftakt der Saga von Raum und Zeit.

Webb kann die ersten Sterne nicht sehen; sie waren nicht leuchtstark genug, um einzeln ausmachbar zu sein. Diese frühen Ungetüme glühten heiß und wuchsen ins Unermessliche, ehe sie wenige Millionen Jahre nach ihrer Entstehung in Supernova-Explosionen verglühten – ein Wimpernschlag in der astronomischen Zeit.

Diese Lichtblitze, Supernovae von Sternen mit teils mehreren Hundert Sonnenmassen, veränderten das Universum. Neue Elemente entstanden: Sauerstoff zur Bildung von Wasser, Silicium zum Aufbau von Planeten, Phosphor zur Energieversorgung von Zellen. Sie verbreiteten sich in den Raum. Die ersten Sterne spalteten Atome des umgebenden Wasserstoffgases, verbrannten den kosmischen Nebel und machten das Universum durchsichtig – die sogenannte

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