Seite an Seite mit der Natur

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Um den Niassa-Park, Mosambiks größtes Naturschutzgebiet, zu erhalten, werden die Einheimischen in Projekte einbezogen und am finanziellen Erfolg beteiligt.

TEXT LEONIE JOUBERT FOTOS THOMAS PESCHAK

Im Niassa-Reservat scheucht Jabru Suedi im Fluss Lugenda Fische aus ihren Verstecken zwischen den Felsen und fängt sie in einem Netz. Bis zu drei Fische kann er mit den Zähnen festhalten, um seinen Fang vor gierigen Greifvögeln wie dem Schmarotzermilan zu schützen.

JOANA LICONDE STEHT auf einer Sandbank an den heiligen Teichen von Chemambo. Aus ihrem smaragdgrünen Kleid tropft Wasser auf ihre Füße. Sie ist dem Altar zugewandt – einem jungen Baobab-Baum, dessen geweihter Stamm mit weißem Stoff umwickelt ist – und führt die anderen Pilger durch ein Gebet. Zuvor hatten die Betenden noch übermütig wie Kinder im Quellwasser herumgeplanscht. Nun halten sie andächtig inne. Das Trommeln der tanzenden Füße hat aufgehört, die Rasseln sind verstummt.

Die Gläubigen nehmen an einer Chonde-chonde-Zeremonie im Niassa-Reservat teil, einem Schutzgebiet im nördlichen Mosambik. Sie legen Essen und Geld als Opfergaben am Fuß des Baobabs ab. Im Sprechchor „chonde“ (bitte) skandierend, wenden sie sich an ihre Vorfahren, um Glück, Gesundheit und Wohlstand zu erbitten. Baobabs gelten als heilig; sie sollen Vorräume zu einem überirdischen Reich sein, in denen Menschen sich versammeln, um die Geister ihrer Ahnen anzurufen.

Liconde ist eine traditionelle Heilerin. Sie bittet um Segen und Erfolg für sich und die anderen Bewohner von Mbamba, einem Dorf am Ufer des Flusses Lugenda, in dem 2000 Angehörige der Yao-Ethnie leben. Nur wenige haben den zweitägigen Fußmarsch zu der heiligen Stätte auf sich genommen, an der die Einheimischen seit Menschengedenken zum Gebet zusammenkommen. Wie andere ethnische Gruppen innerhalb des Reservats – die Makua, Ngoni, Matambwe und Makonde – pflegen auch die Yao eine animistische Verbindung zur Natur, wobei ihre Spiritualität auch Elemente des Islam enthält.

Hier in Chemambo leben die Seelen ihrer Vorfahren in der Gestalt von Pavianen weiter, die sich gemächlich auf allen Vieren zwischen den Pilgern bewegen. Einige sammeln mit ledrigen Fingern die als Opfergaben dargebrachten Erdnüsse aus dem Sand; andere kauern auf den sonnenheißen Felsen. Halbwüchsige Paviane jagen kreischend hintereinander her.

„Wenn ein Mensch stirbt, gelangt seine Seele oft in den Körper eines anderen Lebewesens, etwa in eine Schlange, einen Löwen oder einen Elefanten“, sagt Joana Liconde.

Abseits dieses Freilufttempels liefern sich die Yao allerdings regelmäß



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