Amerikas Geschichte der schwarzen Reiter
TEXT UND FOTOS KENNEDI CARTER
WAS WAR UND WAS BLEIBT NATIONAL GEOGRAPHIC FOR FREEDOMS
MIT ETWA SECHS JAHREN sah ich, heute 24, zum ersten Mal einen schwarzen Reiter. Ich erinnere mich an den Anblick als einen jener Momente, in denen man auf dem Autorücksitz träumt, plötzlich etwas Verrücktes sieht und sich den Kopf danach verrenkt. Cowboys! Der Archetyp des weißen Mannes hoch zu Ross, Kämpfe mit indigenen Völkern: Das kannte ich aus Kinobesuchen mit meinen Großvätern. Als ich vor wenigen Jahren anfing, auf Film zu fotografieren, kam mir die Idee, diese Cowboy-Erzählung gegen den Strich zu bürsten. Es ist wichtig, die engen Grenzen unserer Wahrnehmung von amerikanischer Kultur zu erweitern; auch, welchen Status wir als schwarze Menschen darin haben.
Ich erlebte ein Wechselbad der Gefühle, als ich diese Menschen beobachtete. Die Geschichte schwarzer amerikanischer Cowboys ist bekannt; für meine Arbeit habe ich „Cowboys“ durch den umfassenderen Begriff „Reiter“ ersetzt. Lange Zeit habe ich die Reiter aus der Perspektive der Fußgängerin beobachtet. Ich hatte selbst noch nie auf einem Pferd gesessen. Erst während eines Besuchs beim Trainer Silas Plummer außerhalb von New Orleans habe ich eines bestiegen. Fühlte ich mich wohl oder aufgehoben? Nein. Mein Denken richtete sich darauf, nicht herunterzufallen. Doch die bäuerliche Pächterfamilie in Louisiana, der mein Großvater entstammt, besaß keine Autos. Man kann davon ausgehen, dass sie Pferde oder Maultiere nutzte, um herumzukommen. Es war schön, mich so mit meinen Ahnen verbunden zu fühlen.
Meine wichtigste Wahrnehmung während der Arbeit mit den Reitern war, wie lebendig sie sich fühlen, wenn sie auf einem Pferd sitzen. Die Interaktion mit den Tieren, mit der Natur und mit dem Land verleiht ihnen große Freiheit. So sieht eine Form dieser Freiheit aus. ☐