ABFALL, DER KEIN MÜLL IST

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SCHON ALS TEENAGER HABEN DIE GRÜNDER VON QITECH IHREN 3-D-DRUCKER MIT PLASTIKRESTEN GEFÜTTERT. HEUTE VERKAUFEN DIE JUNGUNTERNEHMER MASCHINEN, DIE KUNSTSTOFF RECYCELN.

TEXT JULIA GRAVEN FOTO JONAS WRESCH

Nach Anfängen in der heimischen Garage bauen die Jungunternehmer Milan von dem Bussche (l.) und Simon Kolb ihre Maschinen jetzt in einem Industriepark in Darmstadt.

Eigentlich wollten Milan von dem Bussche und seine Schulfreunde individuelle Handyhüllen herstellen. Sie waren 15, Handys waren ihr Lieblingsspielzeug, und der 3-D-Drucker stand im Kinderzimmer. Bald reichte ihr Taschengeld nicht mehr für das teure Filament. Die Rollen mit Kunststoffdraht sind quasi die „Tinte“ für den 3-D-Drucker. So kamen sie auf die Idee, zu recyceln: Milan schredderte Altplastik im Küchenmixer seiner Mutter und bastelte einen Extruder, der aus geschmolzenem Plastikgranulat Filament herstellte. Den Motor für seine Maschine baute er aus dem verstellbaren Lattenrost seiner Mutter aus, ein armlanger Holzbohrer diente als Extruder-Schnecke. Stolz öffnet der 19-Jährige den Karton, in dem er das Erinnerungsstück aufbewahrt: „Das hier war mal ein Papierkorb aus Metall“, erzählt er. „Aus dem habe ich damals mit dem Schulhausmeister eine Hitzeabdeckung geschweißt.“

Wenig später gründeten die Schüler aus Oppenheim in Rheinland-Pfalz ihre Firma QiTech. Ihr erster Kunde war ein Zahntechniker, der Gebissmodelle für Zahnspangen im 3-D-Druck herstellt. Rund zwölf Modelle, die der Kieferorthopäde im Laufe einer Behandlung braucht, landeten bislang im Müll. Jetzt schreddert sie der Zahntechniker und stellt mithilfe der Geräte der Jungunternehmer Filament für neue Modelle her.

Das Start-up will dafür sorgen, dass Plastikabfall aus fossilen Rohstoffen nicht länger als Müll gilt. Umweltschützer und Forscher fordern seit Langem den Einstieg in eine echte Kreislaufwirtschaft. Aus Plastik sollen immer wieder neue, hochwertige Produkte werden. Bisher landet Recyclingplastik häufig nur in Parkbänken oder Blumentöpfen, die am Ende ihres Lebens doch in der Müllverbrennung enden.

Seit Herbst 2022 studieren die Gründer in Darmstadt. Die Produktion ist mit umgezogen und sitzt jetzt in einem Darmstädter Industriepark. Morgens von sechs bis acht Uhr lernt Maschinenbaustudent Milan für die Uni, danach gehört seine Zeit der Firma. Gerade arbeitet er mit Hochdruck an einem Extruder, den BMW für die Forschung und Entwicklung bestellt

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