DIE ERST EN ERZÄHLE R DES AMAZONA S

8 min lesen

EINE EXPEDITION ZUR ÄLTESTEN FELSENKUNST DES AMERIKANISCHEN KONTINENTS BILDET DEN AUFTAKT EINER ABENTEUERLICHEN REISE, DIE DEM MÄCHTIGEN AMAZONAS AUF SEINEM LANGEN WEG VON DEN ANDEN BIS ZUM ATLANTIK FOLGT.

TEXT UND FOTOS THOMAS PESCHAK

Im Nationalpark Chiribiquete, dem größten Schutzgebiet Kolumbiens, erheben sich die Tafelberge, Tepuis genannt, steil aus dem Regenwald. Der Park liegt in einer der artenreichsten Regionen der Welt und beherbergt unzählige endemische Arten.

DER SCHAMANE HATTE UNS EMPFOHLEN, die Geister mit Tabak zu besänftigen, der von vielen indigenen Völkern des Amazonasgebiets als heilig angesehen wird.

Am Fuße einer Sandsteinklippe im kolumbianischen Parque Nacional Natural Chiribiquete verteilt der Archäologe Carlos Castaño-Uribe dicke Zigarren. Wir paffen kräftig, baden in dem Rauch, legen unsere Handflächen an den Felsen und bekräftigen unsere ernsthaften Absichten. Zur Sicherheit bläst Castaño-Uribe noch einige Tabakrauchwolken über unsere Köpfe.

Erst dann beginnen wir mit der Erkundung.

Zu dem kleinen Team, mit dem ich unterwegs bin, gehören neben Castaño-Uribe auch der Wasserbiologe und NATIONAL-GEOGRAPHIC-Explorer Fernando Trujillo sowie mehrere kolumbianische Kletterer und Dschungelspezialisten, die dafür sorgen, dass wir uns in der Wildnis nicht verirren.

Unsere Expedition ist erst die neunte, der die Genehmigung erteilt wurde, den größten Nationalpark Kolumbiens zu erkunden – ein Schutzgebiet mit einer spektakulären Landschaft aus dichtem Regenwald, schwindelerregend steil aufragenden Tafelbergen, den sogenannten Tepuis, und mehr als 75 000 Felszeichnungen, die mit blutrotem Hämatit – oder Eisen(III)-oxid – auf Felsen gebannt wurden.

Wegen dieser Piktogramme bin ich hier. Es sind die ältesten Felsmalereien, die je auf dem amerikanischen Kontinent entdeckt worden sind. Die Urheber der Zeichnungen, die ersten visuellen Geschichtenerzähler des Amazonas, malten Fauna und Flora, Menschen und geometrische Muster auf die Felswände. Wassertiere und Jaguare, jeder mit einem individuellen Muster, sind die häufigsten Motive.

Der Dschungel ist für mich Neuland. Normalerweise führen mich meine Missionen unter Wasser. Seit 25 Jahren habe ich die wildesten Meere unseres Planeten dokumentiert, erst als Meeresbiologe, später als Fotojournalist. Warum erklimme ich nun Berge in einem abgelegenen Regenwald? Um auch hier Schildkröten und Kaimane zu sehen, Anakondas und Fische …

Zwei Jahre lang werde ich im Rahmen einer Expedition von NATIONAL GEOGRAPHIC und Rolex Perpetual Planet den mächtigen Amazon



Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel