STECHENDE WESPEN

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Oft als Drehorgel gebrandmarkt, als Skalpelle für Sportfahrer gelobt oder als alltagsuntauglich verunglimpft – Sechshunderter waren nie Everybody’s Darling. Dafür waren sie schlichtweg zu spezialisiert. Wer sich auf das Hochdrehzahlfahren einlässt, kann mit ihnen aber viel Freude haben.

Autor: Robert Glück rob@motorradonline.de

Gebrauchte Supersport-Alternativen

Vor vier Jahren hatte ich mir selbst eine Yamaha YZF-R6, Typ RJ 11 gekauft (siehe auch rechts). Weil sie mir einfach schon immer gut gefiel und ich mir weiters keine Gedanken über den Umgang mit ihr machte. Ich ließ das gute Stück zu, tankte es voll und drehte damit eine Runde über meine Hausstrecke. Dann verkaufte ich die bildhübsche, rot-weiße Schönheit sofort wieder. Ich hatte schlichtweg verdrängt, wie fordernd eine R6 auf der Landstraße ist und wie wenig sozialkonform ihre Betriebsdrehzahlen dabei ausfallen.

Damit es dir nicht so ergeht, solltest du vor dem Kauf einer Sechshunderter sehr genau überlegen, wie du diese einsetzen möchten. Täglich oder doch nur für die heiße Feierabend- oder Sonntagmorgenrunde? Kommst du dabei mit schwindsüchtigem Drehmoment unter 7000 Umdrehungen klar oder wäre Durchzug eine wünschenswerte Option? Fällt die Nutzungsanalyse positiv aus, beginnt das zähe Suchen nach einer sauberen, gut gepflegten Sechshunderter. Da beinahe das komplette letzte Jahrzehnt keine neuen, vierzylindrigen 600er verkauft wurden, ist der Gebrauchtmarkt ausgedünnt und deshalb sind gute Exemplare teuer.

Wer das Brenneisen überwiegend im Alltag nutzen möchte, sollte nach Honda CBR 600 RR (PC40 oder PC37), Kawasaki ZX-6R ab 2004 (die Hubraum-Mogelpackung mit 636 Kubik) oder einer Suzuki GSX-R 600/750 ab Baujahr 2005 Ausschau halten. Die Triumph 675 Daytona kann zwar sowohl Alltag als auch Rennstrecke, ist aber nicht so standfest wie die Japaner, während die bereits erwähnte YZF-R6 immer extrem auf die Rennstreckennutzung zugeschnitten war.

Augen auf!

Sechshunderter stellen den günstigsten Einstieg in die Supersportwelt dar, weswegen sie vor allem von jüngerer und somit oftmals nicht ganz so solventer Klientel gefahren werden. Nicht immer, aber sehr häufig wird dann an der Wartung gespart. Auch Umfaller oder leichte Stürze sind dem eher „wilden“ Umgang und dem jugendlichen Leichtsinn geschuldet.

Für den Gebrauchtkäufer bedeutet dies, dass er vor allem auf Verkleidungshalter und
-teile, deren Spaltmaße und generelle Sturzspuren achten muss. Ist eine Verkleidung neu, ist es meist ein billiger China-Klon, der na