Endometriose

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Gesundheits-Extra

Der unverstandene Schmerz

Etwa jede zehnte Frau leidet rund um ihre Periode unter kaum aushaltbaren Krämpfen. Trotzdem ist das Krankheitsbild der Endometriose bislang unzureichend erforscht. Wir haben mit Expertin Dr. Sheila de Liz über die Gründe und neue Therapieansätze gesprochen

Jeden Monat Höllenqualen: Bei vielen Betroffenen geht während der Menstruation gar nichts mehr
Die Gynäkologin Dr. Sheila de Liz klärt u.a. mit ihrem neuen Buch „Endometriose – Alles, was du wirklich wissen musst“ (12 €, Rowohlt Verlag) über die Erkrankung auf
Foto: Gaby Gerster; Illustration: stock.adobe.com/ssstocker

Schmerzen, die so stark sind, dass kein normaler Alltag möglich ist. Eine Blutung, die nie zu enden scheint. Bleierne Müdigkeit. Und Angst. Vor der nächsten Periode, der Erschöpfung, den Schmerzen. All das sind Symptome von Endometriose – einer bisher viel zu wenig erforschten Krankheit, an der mindestens zehn Prozent aller Frauen leiden.

Die Dunkelziffer sei jedoch weitaus höher, schildert die Gynäkologin Dr. Sheila de Liz im Gespräch mit LISA. „Unterleibsschmerzen werden oft nicht ernst genommen. Viele Patientinnen gewöhnen sich irgendwann einfach an, ihre Beschwerden zu verschweigen,“ schildert sie Erfahrungen aus ihrer eigenen Praxis. Dabei ist das Krankheitsbild viel mehr als ein bisschen

Bauchweh: „Bei Endometriose wuchert Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter. Sie kann im Bauchraum sitzen, auf oder in Organen – das verursacht schlimmste Schmerzen während der Periode oder auch außerhalb davon, beim Sex oder beim Stuhlgang“ erklärt die Expertin.

Mangelnde Forschung

Bisher gibt es neben einem MRT nur eine zuverlässige Diagnosemethode: die Bauchspiegelung, bei der unter Narkose durch Schnitte am Bauch überprüft wird, ob Endometrioseherde zu sehen sind. Diese können meist direkt entfernt werden.

„Oft ist es aber mit einer OP nicht getan. Nach fünf Jahren ist die Endometriose bei etwa 50 Prozent aller Patientinnen zurück“, schildert de Liz. Dann geht das Spiel von vorne los. In der Forschung tue sich aktuell nicht viel, räumt sie ein. Es gebe zwar einen Bluttest, der die Diagnose künftig erleichtern soll. „Aber man weiß noch nicht, ob dieser Test auch immer zuverlässig anschlägt.“ Hinzu komme, dass für Frauenleiden oft kein Budget freigestellt wird.

„Wir Frauen haben eine Periode, viele Hormone – und sind deshalb als Forschungsobjekte komplizierter. Die Krankheit müsste in der Gesellschaft einen größeren Stellenwert bekommen!“, sagt sie. Aus diesem Grund ist aktuell auch noch nicht untersucht, warum die Erkrankung eigentlich entsteht – teils schon in der Jugend, teils erst im Erwachsenenalter. Es wird lediglich vermutet, dass Umwelteinflüsse wie Mikroplastik im Grundwasser eine entscheidende Rolle spielen.

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