Wie ist es, ein Genie zu sein

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REPORT

Er liebt Noten und Zahlen: Ein neues Buch stellt den US-Pianisten und Forscher Kit Armstrong ? vor. HÖRZU traf das Jahrhunderttalent zum Gespräch

Einer der begabtesten Menschen der Welt: der 32-jährige Pianist und Wissenschaftler Kit Armstrong
FOTOS: BORGGREVE/UNIVERSAL MUSIC (2), GETTY

Neun Monate ist Kit Armstrong alt, als er sprechen lernt. Kurz darauf beginnt der Sohn einer Investmentbankerin zu zählen und zu rechnen. Mit fünf Jahren jongliert er auf Highschool-Niveau mit Zahlen, arbeitet an ersten K lav ierkompositionen. Nur zwei Jahre später studiert er Physik an der Chapman Universit y of California. Seine vielfältigen Talente sind nicht zu übersehen. Gleichzeitig hat er das große Glück, dass seine Mutter ihm eine behütete Kindheit schenkt, weitestgehend geschützt vor der Öffentlichkeit.

Heute ist der 32-Jährige ein welt weit gefeierter Pianist und Wissenschaftler, der mit einem eigenen Team im Bereich künstliche Intelligenz forscht. Die Berliner Autorin Inge K loepfer hat ihn seit 2019 immer w ieder zu Inter views getroffen, auf Konzerte begleitet, in seinem Forschungslabor beobachtet. So entstand ihre faszinierende Biografie „Kit Armstrong: Metamorphosen eines Wunderk inds“ (siehe Buchtipp u. r.). HÖRZU traf Armstrong zum Interview.

Verstand und Gefühl

Wie begegnet man einem Menschen, der hochbegabt und daher vermutlich schnell gelang weilt ist? Wird er empathisch sein oder um sich k reisen? Schließlich sind seine eigenen Gedanken wahrscheinlich spannend genug. Lächelnd betritt der etwa 1,70 Meter große Mann den Raum. Weicher Händedruck, herzliche Begrüßung. Armstrong spricht akzentfrei Deutsch. Das hat er sich selbst beigebracht. Im Internet ist zu lesen, dass er nicht gern redet und keine Interviews mag. Das Gegenteil ist der Fall. Wörter f liegen geradezu aus seinem Mund, niemals fehlt ihm eine Vokabel. Bei jeder Frage ringt er um die perfekte Antwort. Manchmal dauert es, weil er nichts einfach so dahinsagt. Und die Empathie? Auch anders als erwartet. Ein hochintelligenter Mensch, der zugibt, sich auch vom Bauchgefühl lenken zu lassen. „Die Emotion ist das Wichtigste, was es gibt, denn ohne Emotion w ürde man sich für nichts interessieren“, sagt Armstrong.

Schon als Baby ist er fordernd. Die meiste Zeit verbringt das sensible Kind auf dem Arm seiner Mutter May, einer gebürtigen Taiwanesin. Den Namen seines Vaters hält sie geheim. Als Kit 15 Monate alt ist, bemerkt sie, dass der k leine Junge nicht nur die Äpfel und Birnen im Obst korb zählt, sondern damit rechnet: Er addiert und subtrahiert. Schnell wird klar, dass er über atemberaubende kognitive Fähigkeiten verfügt, dass er in rasendem Tempo lernt und Gelerntes, für das er sich interessiert, kaum je vergisst. Nicht nur sein Erinnerungsvermögen ist sagenhaft,

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