Für wen schwärmten Sie als Kind?

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WILLKOMMEN

Ich kenne jedes einzelne ihrer Kleider. Das hellblaue mit den Stufen, das sie trägt als Franz ihr die roten Rosen überreicht. Das weiße, mit Blumen bestickte und dem rot-grünen Umhang beim Ball mit Graf Andrássy in Ungarn. Oder das gelbe, das sie auf Madeira an hat, wo sie sich von ihrer Krankheit erholen soll. Na, haben Sie erkannt, von wem ich spreche? Natürlich von Kaiserin Sisi, oder besser von Sissi, verkörpert von der unvergessenen Romy Schneider. Ich weiß nicht, wie oft ich die Filme mit ihr gesehen habe. So oft wie wahrscheinlich keinen anderen Film. Mit meiner großen Schwester lag ich zu Hause auf dem Sofa und wir haben jede Zeile mitgesprochen. Ich war unfassbar stolz auf meinen zweiten Namen „Elisabeth“, weil ich mich damit Sissi noch ein wenig näher fühlte. Einmal im Leben auch so ein Kleid tragen zu dürfen, das war damals mein Traum. Und ich muss zugegeben: Ich war selten so neidisch auf eine Kollegin wie auf Uli Schädlich (ebenfalls bekennender Sissi-Fan), die für diese Ausgabe zu einem echten Hofball nach Wien reiste. Mit Kleid, Kutsche, Hofburg und allem drum und dran. Mein Trost: Ihr überschwänglicher Text ab S. 48 hat mich beim Lesen fast so glücklich gemacht, als wäre ich selbst dabei gewesen.

Was hätte meine Mutter sich gefreut, wenn ich als Kind von einer Prinzessin geschwärmt hätte. Damals als Gastarbeiterin aus Jugoslawien nach Deutschland gekommen, legte sie großen Wert darauf, dass sich ihre beiden Kinder gut integrierten, wozu für sie auch adrette Kleidung und gute Schulnoten gehörten. In diesen Anspruch konnte sie sich

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