Völlig unterbewertet die Anreise

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KOLUMNE

Weil Mitreisende eine tolle Quelle der Inspiration sind

Was war das schön mit 18, im klapprigen Golf das erste Mal mit Freundinnen und ohne Eltern nach Italien. Europabrücke, Brenner, und dann ging es stetig sanft bergab Richtung Mittelmeer. An der ersten Tanke in Italien echten Cappuccino. Ohne Sahne, mit Milchschaum. Selbst im Stau bestens gelaunt, wir flirteten hemmungslos mit den Typen in den Nachbarautos, sangen aus vollem Hals Eros Ramazottis „Adesso tu“ und fühlten uns anderen Reisenden in der Stop-and-go-Blechlawine sehr nah. Wann genau wir ankommen würden, war uns egal, Hauptsache unterwegs, voller Erwartungen. Genauso war es am Flughafen: bei jeder Lautsprecherdurchsage Gänsehaut, aufgeregtes Reiseflair, selbst wenn es nur nach Malle ging. Kein Mosern am Gate, nur pure Magie, wir alle verbunden durch unsere Vorfreude und das Versprechen, bald abzuheben, ins unendliche Blau.

Heute ist das anders. Heute gilt die Anreise als lästiges Übel. Verständlich, wenn das Bodenpersonal von jetzt auf gleich streiken und man jederzeit im Zwischenreich von Abflug und Dableiben stranden kann. Aber selbst wenn es läuft, wirken die Mitreisenden oft muffig, verdrossen, ja fast empört. Keine Schicksalsgemeinschaft. Vielmehr scheint es jeder dem anderen übel zu nehmen, dass der auch da ist. Hey Leute, möchte ich jedes Mal rufen, wenn ich mich in die Schlange vor der Security einreihe, es gibt nicht erst im Urlaub, sondern auch hier schon was zu entdecken! Ihr müsst euch nur umsehen und die Fantasie spielen lassen!

EDITH EINHART beobachtet ihre Mitreisenden gerne am Security-Checkpoint, während des Boardings und vor allem beim Handgepäck-Gerangel im Flieger
FOTO: MARKUS BURKE

Seht ihr die Rucksack-Weltreisende, die mit ihrem Langstreckenflug-Nackenhörnchen fast schon verwachsen ist? Wird sie in einem indischen Ashram die Erleuchtung suchen, frage ich mich. Und wäre das auch mal was für mich? Oder lieber 14 Tage entspannt nur all-inclusive wie die gestressten El

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