Völlig überbewertet: Barfuß über Wiesen gehen

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KOLUMNE

weil Matsch, Müll und Mist die schöne Idylle stören

ALLEGRA ISERT kann sich an Wiesen nicht sattsehen, trägt aber auf grasigem Untergrund trotzdem lieber festes Schuhwerk
FOTO: MARKUS BURKE

Stellen Sie sich vor: Die Vögel zwitschern, die Sonne glitzert ins Gesicht und in der Nase kitzelt dieser unverkennbare Frühlingsduft. Es ist dieser Geruch, der uns jedes Jahr voller Wucht aus dem Wintertief reißt und rein ins wohlig-warme Frühjahr katapultiert. Kein Duft schreit so sehr „Hurra! Der Sommer naht“ wie der einer taufrischen Wiese im April. Ich liebe Wiesen – ihren Geruch, die Vielfalt, den Anblick. Die meisten Menschen finden auch die Vorstellung romantisch, barfuß darüber zu laufen. Sie verspricht so viel Freiheit. Aber nicht für mich! Verstehen Sie mich nicht falsch: Den Großteil meiner Kindheit habe ich in unserem Garten verbracht. Für mich war die wild wuchernde Wiese (sorry Mama!) ein echtes Paradies. Hier habe ich Federball gespielt und Schätze gesucht – aber nie barfuß.

Gut, vielleicht bin ich von Natur aus etwas tollpatschig und sollte generell besser schauen, wo ich hingehe. Als Kind bin ich einmal voller Vorfreude auf den Sommer über die blühende Wiese gesprungen. Der Spaß war sofort vorbei, als ich mit der Hacke in einer Biene gelandet bin. Aua! Da saß er nun, der Stachel, mitten in meinem Fuß. Im Gepäck: eine dicke Schwellung. Einige Wochen konnte ich nicht zum Sport. Für ein Energiebündel wie mich war das der blanke Horror. Und die arme Biene hat das doch auch nicht verdient. Sie ist harmlos umhergeflogen, bis ich Trampeltier sie völlig unverhofft gestört habe. Die Wahrscheinlichkeit, dass so was passiert, ist gar nicht so gering. Denn auf einer natürlichen Blumenwiese von der Fläche eines Basketballfelds leben etwa 60000 Insekten. Damals war ich ein Kind, aber auch als Erwachsene lasse ich meine Füße nur ungern ohne Schuhe auf die Wiese. Ich trete zwar nicht ständig in Bienen, aber immer wieder in Unerwartetes wie z. B. Kronkorken. Die kleinen Übeltäter verstecken sich geschickt in der großen Grünfl�

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