Wenn uns der Wechsel blüht

9 min lesen

… sprechen wir nicht darüber, denn von Hitzewallungen und gereizte Nerven will keiner was hören. Bisher jedenfalls. Aber jetzt ändert sich etwas. Zum Glück! Denn keine Frau soll durch die Wechseljahre alleine durch

Fotos: Lukasz Wierzbowski

Meine Freundin Katharina fühlt sich manchmal wie ein Werwolf, Sabine hat derzeit so wenig Energie wie eine Schildkröte und ich beiße mich in manche Themen fest wie ein Pinscher. Wir sind jetzt alle um die 50 Jahre herum und erkennen uns oft selbst nicht wieder. Irgendwas scheinen die Wechseljahre mit dem Hirn zu machen, nur was? Nicht mal Ärzte wissen oft Bescheid: „Bis heute kommen im Grundstudium der Medizin die Wechseljahre nicht vor; und selbst im Facharztstudium nur am Rande“, sagt die Wiesbadener Gynäkologin Dr. Sheila de Liz, die seit Jahren dafür wirbt, dass mehr über das Thema gesprochen wird.

Laut einer Forsa-Umfrage sagen 50 Prozent der Frauen, dass sie sich nur mittelmäßig oder schlecht über das Klimakterium, so der Fachbegriff für die Wechseljahre, informiert fühlen. Viele leiden jahrelang still vor sich hin, ohne zu wissen, dass ein hormonelles Defizit für ihre Reizbarkeit oder die Gelenkschmerzen verantwortlich ist. Anders als den meisten bewusst ist, beginnen die Beschwerden auch nicht erst

Anfang 50 mit der Menopause, also der letzten Regelblutung, sondern meist schon weit vorher ab dem 40. Lebensjahr. Bereits dann schaltet die Produktion der Geschlechtshormone einen Gang zurück. Das bedeutet zehn bis 15 Jahre Hormonchaos! Obwohl Umfragen zufolge rund 60 Prozent aller Frauen angeben, dass ihre Lebensqualität durch die Wechseljahre deutlich beeinträchtigt ist, erhalten gemäß einer Studie des Berner Inselspitals nur 20 Prozent der betroffenen Frauen eine Hormonersatztherapie – die effektivste Behandlungsmethode.

Aber es gibt Hoffnung: In dem Bündnis „Wir sind 9 Millionen“ – so viele Frauen sind in Deutschland aktuell in den Wechseljahren – haben sich Ärztinnen, Unternehmerinnen und Autorinnen zusammenschlossen, um endlich die Unterstützung betroffener Frauen zu verbessern. Drei Erkenntnisse, was sich bei uns im Umgang mit den Wechseljahren ändern muss:

1. Wir brauchen eine nationale Menopausenstrategie

Die Zeit der Umstellung hat nicht nur Konsequenzen für uns selbst, sondern auch für die ganze Gesellschaft. Das belegte die Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Andrea Rumler von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin Ende letzten Jahres mit Zahlen. Demnach hat in Deutschland jede vierte Frau aufgrund von Wechseljahresbeschwerden ihre Arbeitszeit reduziert, fast jede fünfte Frau über 55 Jahren ist wegen Wechseljahresbeschwerden vorzeitig in den Ruhestand gegangen. „Diese hohen Zahlen haben mich selbst überrascht“, sagt Rumler. Weitere 78 Prozent der Frauen gaben an, in den Wechseljahren unter körperlicher und g

Dieser Artikel ist erschienen in...