DEN KOPF AUFKLAREN

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Erledigen Sie auch immer zig Dinge zugleich? Und lassen sich leicht ablenken? Die Flut an Reizen von überall ist kaum mehr einzubremsen. Wir haben Experten um Rat gefragt, wie man schrittweise zu mehr Ruhe und Fokus findet

PROF. DR. HANNAH MONYER

Die Neurobiologin ist Ärztliche Direktorin an der Uni Heidelberg. Sie forscht in den Bereichen Gedächtnis und Kognition.

PROF. DR. MARTIN KORTE
FOTOS: JULE KÜHN (1), JAN ROEDER (1)

Als Professor und Biologe leitet er das Zoologische Institut in Braunschweig und erforscht die Prozesse von Lernen, Gedächtnis und Vergessen.

CORDULA NUSSBAUM
Illustrationen: Anna Resmini

Als Coachin und Zeitmanagement-Expertin berät sie Führungskräfte und Angestellte zu effektivem Arbeiten

Wollen wir wetten? Wahrscheinlich werden Sie diesen Artikel nicht zu Ende lesen. Zumindest nicht, ohne auch nur einmal das Smartphone gecheckt, irgendwas erledigt oder ein Gespräch begonnen zu haben. Denn mal ehrlich: Wer kann sich noch so lange am Stück auf nur eine Sache konzentrieren?

Mir fällt das erschreckend schwer. Nehmen wir eine Szene wie diese: Ich bin zu Hause, auf dem Sprung zu einem Termin. Schnell noch die Haare kämmen. Oh je, es regnet ja, ich brauche einen Schirm. Das Smartphone plingt – meine Mädels planen im Gruppenchat das nächste Treffen. Wo habe ich nur den Schirm? Pling! Pling! Pling! Smartphone und Laptop klingeln um die Wette. Eine Kollegin hat eine Bitte. Wir telefonieren kurz. Hastig laufe ich zum Schrank. Was wollte ich bloß hier? Ein Blick auf die Uhr, ich muss los. Die Tür ist bereits hinter mir ins Schloss gefallen, als ich bemerke, dass ich den Regenschirm vergessen habe. Nicht nur das: Auch mein Schlüssel liegt noch in der Wohnung. Warum nur? Weil ich wieder mal fünf Sachen gleichzeitig gemacht habe und davon keine richtig. Entnervt stehe ich im Hausflur, ausgesperrt und mit diesem Das-ist-miralles-zu-viel-Gefühl der Überforderung.

Wer kennt es nicht? In einer Zeit, die immer rasanter und reizüberfüllter wird, schwindet die Konzentration. Was macht das mit unserem Kopf? Wie können wir wieder klarer denken und handeln? Drei Experten geben Antworten und einen Fünf-Schritteplan raus aus der Reizflut.

1. RUHE SUCHEN

Wenn alles zu viel wird, hilft es, überflüssige Reize gezielt zu reduzieren

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in der Bahn. Was nehmen Sie wahr? Das Anfahren, die Temperatur, das Licht, die Durchsagen, den Luftstoß der Klimaanlage, die Gespräche der Fahrgäste, das Aftershave des Sitznachbarn, den klebrigen Boden. Und das ist längst nicht alles. Etwa elf Millionen Einzelinformationen prasseln jede Sekunde auf uns ein. Behalten werden davon nur knapp 40. „Dank der sogenannten Gatekeeper-Neuronen im Gehirn entscheidet unsere selektive Wahrnehmung darüber, welche Reize wir aktiv aufnehmen und welche wir

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