BRAUCHEN WIR ALLE MEHR PFLANZEN?

5 min lesen

ZEITGESPRÄCH

WAS WIR UNS GERADE FRAGEN:

Mit dem Frühling steigt die Lust am Gärtnern. Die Berliner Gartenexpertin CAROLIN ENGWERT weiß, wie das ganz einfach geht und warum wir auch in der Wohnung Gemüse anbauen sollten

Jetzt, am Ende des Winters, werde ich immer ganz verrückt nach frischem Grün und ersten Blüten. Sie auch?

Ich glaube, das geht fast allen so. Mit jeder zarten Knospe, die sich jetzt öffnet, geht uns das Herz auf. Sie ist wie ein Versprechen, denn sie beweist: Egal, was die Menschheit tut, immer wieder kommt ein nächster Frühling. Und damit verbinden wir die Hoffnung auf Erneuerung und Veränderung.

Wie erklären Sie sich, dass sich seit einiger Zeit gefühlt das halbe Land fürs Gärtnern interessiert?

Früher war ein Garten oft notwendig, um die Familie zu ernähren. Heute ist er eher ein Luxus. Pflanzen, jäten, gießen, ernten – das ist immer noch anstrengend, aber heute man muss sich das leisten können. Ein gepflegter Garten kostet nicht zuletzt viel Zeit. Ich erkläre mir die immer größere Beliebtheit des Gärtnerns auch damit, dass der immer digitaler lebende Mensch so seine Sehnsucht nach irdischer Verbundenheit stillt. In der Erde wühlen und so etwas Elementares wie Pflanzen aus Samen selbst ziehen ist doch wohl ein wohltuender Kontrast etwa zu den sozialen Medien. Dazu kommt das Staunen, wie aus so einem kleinen Samen eine Pflanze werden kann, wenn man jetzt im Frühling wieder anfängt, Blumen und Gemüse auszusäen.

Wenn ich nun nicht so viel Geduld habe, wie kann ich mir jetzt schnell den Frühling ins Haus holen?

Die Klassiker sind Narzissen, Hyazinthen und Primeln. Letztere gibt es auch in tollen Pastelltönen, nicht immer nur in klassischem Gelb oder Rot. Am besten kauft man sie bei den Profis in der Gärtnerei. Aber ob in Gärtnerei oder im Supermarkt erstanden: nach der Blüte nicht wegwerfen, sondern im Garten oder auf dem Balkon einpflanzen. Da Primeln mehrjährig sind, blühen sie dort im Folgejahr erneut.

Gute Idee. Was lehren uns die Pflanzen selbst?

Wie schön Vielfalt ist. Die Natur bringt die spannendsten Farben und Formen hervor und wir versiegeln den Vorgarten mit Folie und Schotter.

Zugegeben, das ist nicht schön, aber immerhin pflegeleicht.

Denkste. Viel Spaß beim Jäten der Wildkräuter, die in schöner Regelmäßigkeit aus vom Wind einfliegenden Samen wachsen. Und glauben sie nicht, dass Round up eine Lösung wäre.

Round up?

So heißt der immer noch sehr populäre Wildkrautvernichter mit dem Wirkstoff Glyphosat, der das ökologische Gleichgewicht im Garten zerstört.

Wie traurig. Welche Pflanze macht uns das ganz Jahr über gute Laune?

Ich finde ein Zitronenbäumchen fantastisch. Es fühlt sich im Sommer auf dem Balkon wohl, im Winter in der Wohnung. Wenn man in speziell

Dieser Artikel ist erschienen in...