Übung macht die LIEBE

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Paartherapeuten geben ihrer Kundschaft gerne Aufgaben mit nach Hause. Tief in die Augen schauen, nicht lamentieren beim Heimkommen – aber bringt das wirklich was? Wir haben es ausprobiert

FOTOS: ALI LANENGA/STOCKSY UNITED (1)

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Simpler Psycho-Trick, der angeblich Intimität herstellt

DIE EXPERTENMEINUNG von Liebling und Schatz:

„In vielen Beziehungen fühlt sich mindestens ein Partner nicht gesehen. Der intensive Augenkontakt aktiviert das hormonelle Bindungssystem. Durch das gleichzeitige Ausschütten von Neurotransmittern wie Oxytocin entsteht eine neue Intimität. Ideal für Paare, die nur reden – oder aus dem Kontakt gekommen sind.“

DER PAAR-TEST:

Textchefin Claudia (59) und ihr Mann Uli blickten sich tief in die Augen. Das Paar ist seit 40 Jahren zusammen.

„Der Test beginnt mit einem kleinen Zwist. Mein Mann und ich tragen Gleitsichtbrillen. Meine muss ich erst säubern. ‚Typisch‘, sagt mein Mann. ‚Ich verstehe nicht, wie man mit so einer verschmierten Brille rumlaufen kann. Was um alles in der Welt machst du immer damit?‘ Ich verdrehe die Augen. Mein unbekümmerter Umgang mit der Brille steht auf Liste der Dinge, die mir mein Mann vorwirft, ganz oben. Ich stelle den Timer meines Handys. Vier Minuten wollen wir uns schweigend in die Augen schauen. ‚Haha, von wollen kann keine Rede sein‘, sagt mein Mann. Ich drücke auf Start. Mein Mann kneift die Augen zusammen, schneidet Grimassen. Ich bitte ihn um mehr Ernsthaftigkeit.

Die Sonne scheint. Ich bemerke, dass ich seine Pupillen gar nicht richtig sehen kann, irgendwas spiegelt sich darin. ‚Du hast da ein einzelnes Haar unter der Augenbraue‘, sagt mein Mann. Ich bitte ihn, seine Brille abzusetzen, damit ich seine Augen besser sehen kann. ‚Gefällt mir besser‘, sagt er, ‚ist gnädiger, nicht so krass HDTV.‘ Ich muss lachen, beleidigt bin ich nicht. Wir sind seit 40 Jahren ein Paar. Das schafft nur, wer sich ein dickes Fell zulegt. Kurzer Blick auf den Timer. Erst eine Minute vergangen. ‚Vier Minuten sind nicht zu schaffen‘, sagt mein Man

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