»WO SIND ALLE HAND-WERKER HIN?«

5 min lesen

ZEITGESPRÄCH

WAS WIR UNS GERADE FRAGEN:

Ob Klempnerin oder Schneider – Handwerker sind auf Monate ausgebucht. „Es gibt einfach viel zu wenige“, sagt Katja Lilu Melder. Als Unternehmerin im Bau möchte sie auch andere Frauen für ihre Branche begeistern

Als Kunde hat man das Gefühl, es gibt keine Handwerker mehr. Wo sind die denn alle hin?

Es gibt einfach viel zu wenige. Wir müssen dringend mehr Menschen im Handwerk ausbilden. Aber es hieß ja immer – geh mal studieren, lern was Vernünftiges. So viele Uni-Absolventen hatten wir noch nie, die finden teilweise keinen Job mehr. Da müsste auch die Agentur für Arbeit besser aufklären, sie vermitteln kaum ins Handwerk, kennen viele Berufe nicht oder erklären sie falsch. Mit den „Unternehmerinnen im Handwerk“ gehen wir jetzt verstärkt an Eltern und Berufsschulen ran, damit sich dieses Bewusstsein ändert. Handwerk muss gleichwertig sein mit akademischen Berufen.

Kann man denn da genauso viel Geld verdienen?

Ja definitiv. Wir sind tarifgebunden und haben etliche Zuschläge. Selbst ein ungelernter Bauhelfer geht mit 1600 netto nach Hause, bei einer geregelten Arbeitszeit von 38 Stunden. Und wenn ich mit Freunden vergleiche, die kaufmännisch in höheren Stellen arbeiten: Da kriegen unsere Vorarbeiter und unsere Poliere mehr!

Wie kamen Sie zum Handwerk?

Ich habe einen wilden Lebenslauf, grob zusammengefasst bin ich: Hotelfachfrau, Metallbauer, Metall- und Schweißermeister, Fachkraft für Arbeitssicherheit und Betriebswirt Personal. Zusammen mit meinem Mann haben wir 2017 unsere eigene Firma für Gefahrstoffsanierung gegründet.

Was ist das Schöne an der Arbeit am Bau?

Dass wir sehen, was wir im Handwerk zusammen aus einer alten Bruchbude erschaffen können. Es ist auch befriedigend, sich körperlich zu verausgaben und abends müde auf der Couch zu sitzen. Und wir machen viel für den Klimaschutz, indem wir Altbestand sanieren, man muss nicht immer neu bauen. Beton ist einer der größten Co2-Träger bei der Produktion. Dieser Job ist für mich meine Tafel Schokolade, er macht mich glücklich und zufrieden.

Gerade im Abbruch ist eine Frau ungewöhnlich.

Ich hätte auch beim Metallbau bleiben können, aber ich mach lieber kaputt.

Ihr liebstes Werkzeug?

Ein klassischer Abbruchhammer. Stemmgeräte machen auch einen Heidenspaß.

Und wie oft haben Sie Verletzungen im Betrieb?

Kommt auf den Mitarbeiter an, es gibt auch Leute, die bringen sich mit einem Kuli um, da weiß ich schon, pack den nie in die Gefahrstoffe! Aber wir haben sehr gute Sicherheitsvorkehrungen und technikmäßig die beste Ausstattung, die es auf dem Markt gibt, das müssen wir gewährleisten.

Werden Sie in Ihrem Job als Frau komisch angeguckt?

Ja, auf den Baustellen wird mir immer noch oft die Kompeten

Dieser Artikel ist erschienen in...