Vater Mutter Kind

10 min lesen

Monika Wesseling hat immer davon geträumt, eine Familie zu gründen. Nur fehlte ihr dafür der richtige Partner. Mit Ende 30 entschied sie deshalb, ohne Mann ein Kind zu bekommen. Wie sie das Leben als Solomutter bestreitet, hat sie hier für uns aufgeschrieben

Illustrationen: Kheira Linder

Meine Tochter ist schon seit einigen Stunden im Bett und auch ich bin hundemüde. Doch bevor ich die neuen Bücher, die sie für den morgigen Schulstart braucht, nicht gefunden habe, kann ich nicht schlafen. Ich habe die gesamte Wohnung nach ihnen abgesucht, jede einzelne Schublade aufgerissen, im Jutebeutel gewühlt, die Couch vorgezogen – nichts. Alles andere habe ich erledigt: Stifte gespitzt, Hefte beschriftet, die Brotbox vorbereitet … nur die Bücher sind wie vom Erdboden verschluckt.

Ich könnte heulen. Aus Verzweiflung. Und Wut. Darüber für alles immer allein verantwortlich zu sein. Und nicht wenigstens einmal sagen zu können: „Schatz, schau Du mal bitte!“ Denn da ist niemand, der mir helfen könnte. Ich bin eine Solomutter, seit ich mich vor sieben Jahren dazu entschieden habe, ohne Partner ein Kind zu bekommen.

Frauen wie ich sind längst keine Seltenheit mehr. Obwohl es keine genauen Zahlen darüber gibt, wie viele Solomütter es in Deutschland gibt, schätzte die Familientherapeutin Petra Thorn bereits 2015, dass jährlich über 1200 Kinder anonym gezeugt werden. Die Anzahl an Frauen, die sich damals bei ihr über eine Solomutterschaft beraten ließen, war im Vergleich zu den Vorjahren um das Fünffache gestiegen. Auch Cryos, eine internationale Samenbank, wirbt auf der Homepage damit, dass fünfzig Prozent ihrer Spenden an Solomütter gehen, in Deutschland und auf der ganzen Welt.

Ich bin mit meiner Situation also nicht allein – auch wenn ich mich manchmal genauso fühle. Doch ich verbiete mir jede Form von Selbstmitleid und frage mich in Momenten, in denen mir alles über den Kopf wächst, eher: Darf ich das denn überhaupt, mich im Stich gelassen und überfordert fühlen? Schließlich habe ich mir diesen Weg bewusst ausgesucht.

Die tiefe Sehnsucht nach einem Kind

Das Leben als Mutter habe ich mir ausgemalt, seit ich als Kind mit Puppen gespielt habe. Je älter ich wurde, desto konkreter wurde meine Vision. Von einem Kind, mit dem ich auf dem Boden sitze und male, dem ich Gute-Nacht-Geschichten vorlese und das an meiner Hand die Welt erkundet. Wenn ich auf der Straße Eltern mit einer Babytrage sah, hätten mir vor Rührung die Tränen kommen können.

Ich

Dieser Artikel ist erschienen in...