Weil sie in schöner Regelmäßigkeit nach hinten losgehen
Es gibt ein peinliches Mahnmal meines Romantik-Versagens. Bei einem kleinen Italiener um die Ecke. Da prangt immer noch, inzwischen verblasst, ein fetter Rotweinfleck an der Wand. Und erinnert mich daran, dass romantische Dates mit dem eigenen Langzeit-Partner meistens vor allem eines sind: zum Scheitern verurteilt.
Dabei waren an diesem Abend vor einigen Jahren eigentlich sämtliche angeblich libidosteigernden Ingredienzen zusammengekommen: gedimmtes Licht, leckere Pasta, weiße Tischdecken, leise Musik, Rotwein, Babysitter bis 23 Uhr. Nur dass wir uns nicht verträumt in die Augen glotzten. Sondern stritten wie die Kesselflicker. Alles kam auf den Tisch, was endlich mal gesagt werden musste: Von „Du machst nie …“ bis „immer ich…“. Die anderen Gäste bekamen das italienische Operndrama frei Haus geliefert, und am Ende regte ich mich so auf, dass ich wild mit den Händen fuchtelte und dabei das Weinglas mit so viel Schwung umstieß, dass es bis an die Wand spritzte. Der Fleck nahm die Umrisse eines dicken Liebesengels an, als wollte er uns noch mal extra verhöhnen.
Seit wir an diesem Abend eisig schweigend nach Hause gingen und einer von uns beiden sein Nachtdomizil auf dem Wohnzimmersofa aufschlug, bin ich der festen Überzeugung: Geplante romantische Dates kann man in die Tonne treten. Sie gehen nach hinten los. Ganz besonders bei Langzeitpaaren. Wie soll das auch gehen: Wochenlang sieht man sich nur in bequemer Alltagskluft und debattiert vor allem darüber, wer das Klo putzt und die Kinder vom Sport abholt. Und dann Romantik und große Gefühle mit einem Fingerschnipsen? Da bekommt die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit doch wahrhaftige Grand-Canyon-Ausmaße.
Hier zwei kleine Beispiele aus meiner stichprobenhaften, aber durchaus repräsentativen Umfrage unter Freundinn
