SCHREIB DICH GESUND

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Das Aufschreiben von Gefühlen soll Stress abbauen, das Immunsystem und die Selbstheilungskräfte stärken. Ob‘s wirklich stimmt? Unsere Kollegin Barbara Sonnentag hat es ausprobiert. Plus: So aktivieren Sie durch Schreiben Ihren inneren Arzt

FOTO: ALEKSANDRA JANKOVIC

Scher dich zum Teufel, du blöde Sumpfkuh! Lass mich einfach in Ruhe, du machst mich wahnsinnig!!!“ Vier karierte DIN-A4-Blätter schreibe ich von Hand in diesem Stil voll. Immer wieder unterbrochen von Schimpfwörtern, die ich wie Gewehrsalven abfeuere und die ich Ihnen hier ersparen möchte. Seit Monaten habe ich Ärger, weil ich ein altes, geerbtes Haus verkauft habe und die Käuferin im Nachhinein wegen angeblicher Mängel Theater macht. Jetzt, kurz vor der endgültigen Hausübergabe, wird es so schlimm, dass meine Verdauung völlig verrückt spielt. Ich weiß, dass das Niederschreiben der Gedanken die Psyche entlastet. Als ich dann aber lese, dass es auch die physische Gesundheit stärken soll, muss ich es ausprobieren. Ich kritzle wie wild meine Gefühle auf einen alten Block und hoffe, dass dadurch mein Bauchweh besser wird.

Als Pionier des therapeutischen Schreibens gilt Prof. James Pennebaker von der Universität Texas. Nach seinen Studien sind Erstsemester- studierende besser gelaunt, gesünder und müssen seltener zum Arzt, wenn sie über ihren Wechsel ans College schreiben; anders als diejenigen, die sich nur über oberflächliche Themen auslassen. Das Erstaunlichste dabei ist, dass man für einen Effekt keine Romane schreiben muss: Es reicht, an vier aufeinanderfolgenden Tagen jeweils 20 Minuten lang die Gedanken auf‘s Papier zu bringen. Pennebakers Methode, das „expressive Schreiben“, gilt als die am besten erforschte Schreibtherapie: Über 150 Studien belegen für die Methode, dass sie etwa das Immunsystem stärkt, die Antikörperantworten nach Impfungen erhöht, die Funktion von Lunge und Leber verbessert. Ja sogar nach einem Infarkt kann Schreiben die Herzgesundheit so fördern, dass die Betroffenen weniger Medikamente nehmen müssen. Dazu stärkt es die psychische Gesundheit, indem es depressive Symptome verringert, die Laune hebt und die Leistungsfähigkeit verbessert.

Schreiben stärkt das Immunsystem, die Junge und die Deber

Bis heute kann man noch nicht genau messen, wie das Schreiben auf den Körper wirkt. „Wir wissen aus Studien, dass der Blutdruck sinkt oder die Stresshormone abnehmen“, sagt Ärztin und Schreibtherapeutin Prof. Silke Heimes. „Die Effekte sind aber so gering, dass man sie auch durch meditieren oder ruhig hinsetzen erreichen könnte.“ Beim Schreiben muss also mehr passieren. Es entfacht seine Wirkung vor allem über die Psyche. Wenn man sich etwas von der Seele schreibt, wird nicht nur der Geist, sondern auch der Körper entlastet. „Alle Krankheiten betreffen nämlich immer Körper und Seele gleichermaß

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