MOMENTUM-AKTIEN
Die Märkte sind in diesem Jahr gut gelaufen. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um die Anlagestrategie für die nächsten Monate einem Frühjahrscheck zu unterziehen
Für die meisten Aktienmärkte ist 2024 bislang ein Börsenjahr wie aus dem Bilderbuch. Dax, S&P 500 und Nasdaq haben neue Allzeithochs erreicht. Angesichts der gestiegenen Bewertungen stellt sich dabei immer mehr die Frage, ob und in welchem Umfang in der aktuellen Börseneuphorie bereits die konjunkturelle Erholung eingepreist ist. Für die meisten Kapitalmarktexperten ist das Enttäuschungspotenzial gering, wenn die Unternehmen in den nächsten Wochen ihr Zahlenwerk für das Auftaktquartal 2024 vorstellen.
Teure Zykliker. Die einzelnen Branchen bieten ein gemischtes Bild. In der Industrie, beim Maschinenbau und in den energieintensiven Branchen ist die Auftragslage zwar weiter mau. Das zeigt sich auch darin, dass Aktien aus dem Industriesek-tor in diesem Jahr bislang unterdurchschnittlich performt haben (s. Tabelle). Umgekehrt sind die stabilen bis steigenden Rohstoffpreise ein klares Anzeichen dafür, dass die Weltkonjunktur in die Gänge kommt. Dieser Faktor hat zuletzt Rohstoffaktien beflügelt. Zugleich stellt sich vor allem bei den Technologieaktien die Frage, ob deren guter Lauf durch anhaltend hohe Wachstumsraten weiter untermauert wird.
Madeleine Ronner, Fondsmanagerin bei DWS, ist für die einzelnen Technologiesektoren vorsichtiger geworden: „Aktuell ist die Risikoprämie sehr hoch. Wachstumstitel müssen noch in die deutlich gestiegenen Bewertungen hineinwachsen, die ihnen der Markt in Erwartung höherer Gewinne und sinkender Zinsen zubilligt.“ Unternehmen mit dem Produktfokus künstliche Intelligenz und Datenzentren nimmt sie davon aus: „Die werden beim Wachstum dank der anhaltend hohen Nachfrage ihren guten Lauf fortsetzen.“
Zugleich steige bedingt durch saisonale Effekte nach dem Monat April die Wahrscheinlichkeit, dass die Aktienmärkte vorübergehend schwächer oder zumindest seitwärts tendieren. Vor allem bei vielen Unternehmen aus zyklischen Branchen habe die Erwartung eines baldigen Aufschwungs die Bewertungen nach oben geschoben. „Dabei ist hier erst in der zweiten Jahreshälfte zu erwarten, dass die anziehende Konjunktur in steigenden Quartalsgewinnen widerspiegelt.“
Defensiv beimischen.
Wo aber jetzt einsteigen? Für Katharina Raatz, Fondsmanagerin bei der Berenberg Bank, eignen sich defensive Branchen aktuell eher dafür, antizyklisch Positionen aufzubauen. Die Getränke- und Nahrungsmittelindustrie ist einer ihrer aktuellen Favoriten: „Weil der Markt die Gewinnerwartungen für 2024 sehr niedrig angesetzt hat, sind die Aktien aus diesem Sektor mit historisch hohen Abschlägen zum europäischen Gesamtmarkt
