Renaissance japanischer Aktien

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STANDPUNKT

Der Nikkei-Index knackt seinen mehr als drei Jahrzehnte alten Höchstwert, der Topix steht kurz davor

TILMANN GALLER ist globaler Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt

Im Windschatten der US-Aktien, die von einem Rekordhoch zum nächsten eilen, hat der japanische Leitindex Nikkei es nach über 34 Jahren endlich geschafft: Am 28. Februar hat er sein Allzeithoch vom Dezember 1989 übertroffen. Nach einem starken Performance-Jahr 2023 mit einer Wertentwicklung von 28 Prozent, stürmten japanische Aktien auch in diesem Jahr an die Tabellenspitze der Aktienmärkte und stiegen um knapp 20 Prozent. Was sind die Ursachen für diesen Stimmungsumschwung? Und bietet Japan auch weiterhin Potenzial für Anlegerinnen und Anleger?

Aus makroökonomischer Sicht ist tatsächlich etwas in Bewegung geraten. Nach zwei Jahrzehnten ohne nennenswerten Preisauftrieb kehrt die Inflation in Japan zurück. Die Verbraucherpreise liegen jetzt bereits seit sieben Quartalen über der Marke von zwei Prozent und erfüllen damit eine der geldpolitischen Zielsetzungen der Bank of Japan. Die vorläufigen Ergebnisse der Frühjahrslohnverhandlungen zeigten, dass der erwartete durchschnittliche Lohnanstieg bei 5,28 Prozent liegen würde – zum ersten Mal seit 33 Jahren über der Fünf-Prozent-Marke. So war es keine große Überraschung mehr, dass die japanische Notenbank den Leitzins von -0,1 Prozent auf +0,1 angehoben hat. Die Zinswende findet in Japan also mit anderen Vorzeichen statt.

Die Rückkehr der Inflation aufgrund verbesserter Nachfrage spiegelt sich auch im Wachstum des nominalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) Japans wider. In den letzten beiden Jahren ist das BIP um jährlich 3,5 Prozent gestiegen, während das Wachstum in den 20 Jahren zuvor nur jährlich 0,2 Prozent betrug. Für die Umsatzentwicklung ist das eine gute Nachricht, da 52 Prozent des Umsatzes japanischer börsengelisteter Unternehmen auf dem Heimatmarkt erzielt wird. Das aktuell kräftige Lohnwachstum verspricht auch in den kommenden Quartalen eine robuste Nachfrage.

Doch viel entscheidender als die Makroökonomie sind für das positivere Momentum japanischer Aktien die unternehmensspezifischen Faktoren. Um die Unternehmensführung stand es in der Vergangenheit im internationalen Vergleich eher unterdurchschnittlich. Doch in den letzten zehn Jahren hat Japan schrittweise das Umfeld für Aktionäre verbessert. Die jüngste Maßnahme der Tokyo Stock Exchange fordert Unternehmen auf, Ineffizienzen der Kapitalallokation anzugehen. Denn 48 Prozent der Unternehmen im M

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