LEBENSMITTELANALYTIK
Diagnostik-Dienstleister, die sich auf die Analyse von verdorbenen Lebensmitteln spezialisiert haben, sind an der Börse weniger bekannt. Zu Unrecht, denn das Geschäft wächst global und konstant
Wie sehr die künstliche Intelligenz im Alltag der Menschen angekommen ist, zeigen die neuen Verfahren, die kommende Woche auf der Labortechnik-Leitmesse Analytica in München vorgestellt werden. In der Lebensmittelanalyse können Labore dank KI in immer kürzerer Zeit immer mehr Proben testen. Auf gesundheitsschädliche Mikroorganismen und Schimmelpilze, verbotene Inhaltsstoffe, Pestizide und Mikroplastikpartikel. Benötigen herkömmliche Messmethoden bis zu zwei Tage, um verlässliche Resultate zu liefern, ist es Wissenschaftlern inzwischen gelungen, diesen Zeitraum auf etwa eine Stunde zu verkürzen.
Globale Gefahren. Der Lebensmittelhandel über weite Distanzen, die intensive landwirtschaftliche Nutzung und der Verzehr von nicht selbst zubereiteter Nahrung sind drei Schlüsselfaktoren, die ständig höhere Standards in der Lebensmittelsicherheit erfordern. Von den Rückrufaktionen, die Supermarktketten für einzelne Lebensmittel verhängen, sind Fertiggerichte am häufigsten betroffen. Je größer der Mix an Zusatzstoffen und Geschmacksverstärkern, desto größer die Gefahr von Verunreinigungen. Ein weiterer Gefahrenherd lauert auf den langen Transportwegen. Eine falsche Verpackung oder unsachgemäße Lagerung führt dazu, dass Lebensmittel oder Getränke verderben. Für die Firmen selbst ist neben den Kosten für die Rückrufaktionen und gerichtlichen Klagen der Verbraucher der Imageschaden das größte Desaster.
Bakterielle Verunreinigungen in Lebensmitteln und Trinkwasser sind eine globale Gefahr. Bis zu 600 Millionen Men- schen erkranken jährlich nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO durch Nahrung, die mit Bakterien, Parasiten oder Chemikalien verunreinigt ist. Etwa 420 000 Personen, darunter ein Drittel Kinder unter fünf Jahren, sterben jährlich daran. Wie sich immer präzisere Tests positiv auswirken, zeigt die Entwicklung der Salmonellen-Infektionen in Deutschland: Zwischen 2007 und 2023 ging die Zahl von 58 900 auf 5486 Erkrankungsfälle zurück.
Krisenresistente Absatzmärkte. Für Diagnostikunternehmen und Labordienstleister eröffnen sich hier lukrative Geschäftsfelder. „Anders als etwa in der Halbleiterbranche entwickeln sich Wachstum und Erträge in der Lebensmittelanalyse weitgehend unabhängig von konjunkturellen Zyklen. Das globale Wohlstandswachstum potenziert in gleicher Weise die Produktion von Nahrungsmitteln und deren Qualitätsstandards, die mit Analyseverfahren regelmäßig überprüft werden“, meint Andreas Bischof, Geschäftsführer der Münchner Fondsboutique nova funds.
