KI braucht Freiheit statt bürokratisches Korsett

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EDITORIAL

HANS-PETER SIEBENHAAR Mitglied der Chefredaktion FOCUS MONEY

der Blaue Planet leuchtet auf dem riesigen Bildschirm, als der wie immer in schwarzer Lederjacke auftretende Multimilliardär Jensen Huang seine ehrgeizigen Pläne im riesigen SAP-Center von San José vorstellt. Der langjährige CEO des Chipgiganten Nvidia hat seinen Auftritt im Epizentrum des Silicon Valleys wie ein Popstar genutzt, um seine Botschaft in die Welt zu senden: Die neue Chipgeneration wird die Modelle für künstliche Intelligenz (KI) in einer bislang unbekannten Geschwindigkeit und Effizienz trainieren. Und diese Hochleistungschips für KI-Trainings werden deshalb auch das Doppelte kosten. Es vergeht keine Woche, in der sich nicht die Nachrichten rund um die KI überschlagen. Unternehmen wie Nvidia bewegen Märkte und faszinieren Anleger. Die Marktkapitalisierung von über zwei Billionen Euro und die Verdoppelung des Aktienkurses in nur einem halben Jahr sprechen Bände.

Und was macht Europa? Die EU-Kommission hat kürzlich das erste KI-Gesetz weltweit beschlossen. Grundsätzlich braucht KI durchaus einen legislativen Rahmen. Doch angesichts der rasanten Entwicklungen und der vielen neuartigen Anwendungen mit unbekannten Auswirkungen sollten das kaum mehr als Leitplanken sein, damit es Unternehmen, Kunden und Nutzern angesichts der hohen Innovationsgeschwindigkeit nicht aus der Kurve trägt. Mit dem KI-Act droht nun aber ein bürokratisches Korsett. Denn die EU wird ein neues KI-Büro innerhalb der Kommission schaffen, um Vorschriften durchzusetzen und ihre Anwendung zu überwachen. Noch ist im Detail nicht klar, welcher bürokratische Aufwand durch das neue Amt auf Unternehmen zukommen wird. Aus den Erfahrungen mit anderen Richtlinien wie dem Lieferkettengesetz wissen wir aber: Brüssel schreckt vor immer neuen administrativen Monstern nicht zurück.

Bei der Umsetzung des KI-Gesetzes muss Europa daher höllisch aufpassen, mit einer Überregulierung nicht Innovationen mit neuen Geschäftsmodellen regulativ abzuwürgen. Schon heute sitzen die EU

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